Sexualität & Aufklärung
03. Apr. 2024
·
6 Minuten Lesezeit

Erste Beziehung: Mein Kind will beim Freund:in übernachten

Geschrieben von:
Elternseite Team
Elternseite Team
Artikelinfo:

Die Frage, beim Freund oder der Freundin übernachten zu wollen, kommt in den meisten Fällen gefühlsmäßig früher als später. Wie Sie mit dieser Situation umgehen können, erfahren Sie hier.

Ihr Nachwuchs ist in einer Beziehung und nun ist es so weit. Ihr Sohn oder Ihre Tochter möchte beim Schatz übernachten. Für viele Eltern stellt der Gedanke, das Kind bei dem oder der Freund:in übernachten zu lassen, aus unterschiedlichsten Gründen eine größere Herausforderung dar.

 

Im besten Fall haben Sie sich im Voraus schon Gedanken darübergemacht, wie Sie reagieren möchten. Es ist allerdings auch überhaupt kein Problem, sich selbst eine kleine Bedenkzeit einzuräumen. Sagen Sie zum Beispiel, dass es für Sie im ersten Moment gar nicht so einfach ist, auf die Frage zu antworten und, dass Sie sich gerne mehr Gedanken darüber machen möchten und auf Ihr Kind zurückkommen werden. Dies sollte allerdings nicht zu lange dauern.

Soll ich das erlauben?

Was macht mir eigentlich Sorgen?

Seien Sie ehrlich mit sich selbst und auch mit Ihrem Kind. Es ist okay, sich von so einer Situation herausgefordert zu fühlen – Gefühle und Sorgen hat man nun mal. Es geht darum, wie man mit diesen umgeht! Spüren Sie in sich hinein, überlegen Sie, was Sie beschäftigt, und kommunizieren Sie dies transparent und offen.

 

Es geht darum, ein Gespräch zu schaffen, indem Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine gute Lösung finden können, die möglicherweise für beide gut passt. Reagieren Sie unreflektiert oder zu hart, könnte dies das Vertrauen und die Beziehung belasten. Tendenziell erzeugt Druck Gegendruck.

Kompromisse finden

Überlegen Sie gut, was Sie brauchen könnten und Ihnen wirklich wichtig ist, um den Wunsch des Kindes zu erfüllen oder einen Kompromiss zu finden. Wenn Sie spüren, was Sie brauchen könnten, fällt es Ihnen vielleicht auch einfacher, Kompromisse anzubieten. Bspw. könnten Sie anbieten, dass der Schatz zuerst bei Ihnen zuhause übernachtet und das nächste Mal erst bei ihm.

 

Es gibt viele weitere mögliche Angebote, die es Ihnen erleichtern können, mit gutem Gefühl zuzustimmen. Vielleicht hilft es Ihnen, die Telefonnummern von den anderen Eltern zu bekommen, um, für den Fall, anrufen zu können oder den Schatz zuerst einmal kennenzulernen.

 

Denken Sie darüber nach und teilen Sie Ihre Ideen. So wird der Nachwuchs sich zumindest ernst genommen fühlen.

Erklären, warum nicht

Manchmal ist es noch nicht möglich, Kompromisse zu finden. In solchen Fällen ist es ganz wichtig, genau zu erklären, warum Sie das nicht möchten, oder das Gefühl bekommen, den Wunsch unerfüllt lassen zu müssen. Wenn Sie es gut erklären, kann es für das Kind einfacher oder zumindest verstehbar sein, warum es das jetzt noch nicht darf.

 

Ermutigen Sie in jedem Fall Ihren Nachwuchs dazu, mit Ihnen zu sprechen, Argumente vorzustellen und ehrlich zu sein. Dabei lernt der Nachwuchs einerseits, dass er auf offene Eltern stößt, die sich Dinge gut überlegen. Außerdem stärkt sich gehört zu fühlen das Vertrauen.

Sexualität

Möglicherweise haben Sie Angst, dass Ihr Nachwuchs zu früh oder unüberlegt Geschlechtsverkehr haben, und es schlimmstenfalls zu einer ungewollten Schwangerschaft führen könnte.

  • Wichtig ist, Kinder und Jugendliche schon früh zum Thema Sexualität aufzuklären. Aufklären bedeutet nicht, irgendetwas zu erlauben oder zu früh gutzuheißen. Ein aufgeklärtes Kind ist aber in jedem Fall ein sichereres.

  • Vielleicht merken Sie, wenn Sie in sich hineinspüren, dass es Ihnen wichtig ist, ein Gespräch zu führen und sicherzustellen, dass der Nachwuchs Wissen über Verhütungsmethoden hat, oder in der Lage ist, für seine eigenen Grenzen einzustehen. Ist es Ihnen unangenehm oder fühlen Sie sich dabei unsicher, kann es auch hier hilfreich sein, dies zuerst mit jemand anderem zu besprechen.

  • Manchmal wird das 1. Mal in so einer Situation sogar zum Thema. Fürchten Sie sich nicht davor. Wenn Ihr Nachwuchs darüber sprechen möchte, können Sie sich als Gesprächspartner:in anbieten. Wichtig ist: Ihr Kind nicht dazu zu drängen, mit Ihnen darüber zu sprechen. Hier können gute Alternativen angeboten werden, wie z.B. mit der älteren Cousine darüber zu sprechen. Auch Sie müssen nicht darüber sprechen, wenn es Ihnen unangenehm ist. Wichtig ist vor allem die Aufklärung und, dass Ihr Kind jemand zum Reden hat.

Kulturelle oder religiöse Überzeugungen

  • Eigene Überzeugungen zu hinterfragen, ist gut, um sie abzulegen, wenn Sie keine wichtige Funktion mehr erfüllen, oder werden so dadurch gestärkt, sodass man noch authentischer hinter ihnen stehen kann. Fragen Sie sich, woher Ihre Bedenken kommen, und, ob sie für die aktuelle Situation passend sind.
  • Wenn Sie an bestimmten Überzeugungen gegen den Wunsch des Kindes festhalten, erklären Sie diese. Bei gut hergeleiteten Überzeugungen machen ihre Argumente und Überlegungen vermutlich Sinn und das Kind kann es dann besser annehmen oder zumindest verstehen. Lassen Sie sich auf ein konstruktives Gespräch ein. Vielleicht lässt sich der eine oder andere von einer Sichtweise überzeugen und Ihr Nachwuchs erlebt, dass es sich mit Ihnen gut reden lässt.
  • Suchen Sie den Kontakt zu anderen Erwachsenen und sprechen Sie darüber. Manchmal kann es guttun, Erfahrungswerte auszutauschen oder einfach mal mit jemand über die Situation zu sprechen.

infos

zur

gesetzeslage:

recht

Grundsätzlich dürfen Sie Ihrem Nachwuchs eine Übernachtung erlauben oder verbieten. Wichtig ist es in jedem Fall, die Beziehung zu Ihrem Nachwuchs zu berücksichtigen. Rechtlich gesehen gibt es das Aufenthaltsbestimmungsrecht, das besagt, dass Sie als Eltern bestimmen dürfen, an welchem Ort sich der Nachwuchs aufhalten darf und wo nicht. Natürlich gibt es hierzu auch Grenzen. Beispielsweise muss mehr als nur das zuhause und die Schule als Orte ermöglicht werden. Beachten Sie, Ihr Kind dadurch nicht kontrollieren zu wollen, bzw. aus einem Machtkampf heraus davon Gebrauch zu machen, sondern sein ehrliches Wohl zu vertreten.

ab welchem alter ist das kind bereit?

Wann Ihr Kind für die Übernachtung beim Schatz „bereit“ ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Jedes Kind und dessen Entwicklung ist individuell. Wenn Ihr Kind Ihnen nun diese Frage stellt, könnten Sie beispielsweise nachfragen, ob es sich denn dazu schon bereit fühlt. Dies kann das Gespräch eröffnen und Sie können hineinspüren, wie es Ihrem Kind und Ihnen damit geht. Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl und auf Ihr Kind!

Unsere neuesten Artikel

Sexualität & Aufklärung

Doktorspiele: Was Eltern dazu wissen sollten

Für viele Eltern und Pädagog:innen ist es ein großer Schreck, wenn sie mitbekommen, dass Kinder sich gegenseitig an den Geschlechtsteilen berühren. Wie Sie als Eltern oder Pädagog:innen damit umgehen können, erfahren Sie im nachstehenden Artikel.

Schule & Lernen

5 Fragen an die... Culture School

Die Culture School Schulklassenbegleitung behandelt Themen wie interkulturelle Vielfalt, Toleranz, Vorurteile und fördert damit die Klassengemeinschaft. Teilnehmende Schulklassen werden ein ganzes Semester begleitet.

Krisen & psych. Auffälligkeiten

Suizidgedanken bei Jugendlichen – wie reagieren?

Wie können Eltern mit der Verzweiflung der eigenen Kinder umgehen? Wie reagiert man, wenn Kinder Suizidgedanken äußern?
Schule & Lernen

"Ich werde YouTuber:in"

Immer mehr Jugendliche wollen selbst Videos herstellen und auf YouTube veröffentlichen. Eltern können dabei helfen, realistische Vorstellungen zu bekommen.

Krisen & psych. Auffälligkeiten

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen: was Eltern tun können

Was sind Anzeichen für eine Depression bei Kindern und Jugendlichen? Und welche Ursachen stecken dahinter? Wie Eltern gut reagieren können, wenn sie vermuten, dass ihr Kind an einer Depression leidet.

Schule & Lernen

Wenn das Halbjahrs-Zeugnis schlecht ausfällt

Was tun, wenn die Schulnachricht, das Zeugnis im Halbjahr, schlecht ausfällt und Ihr Kind sogar einen oder mehrere Fünfer hat? Wir helfen mit Tipps weiter.

Erziehung

Vom Umgang mit Wutanfällen

Als Elternteil ist man im Familienleben oft mit Wut und Ärger der eigenen Kinder konfrontiert. Der Umgang mit den starken Emotionen kann schwierig und herausfordernd sein.

Erziehung

Geschwister: Liebe und Rivalität

Was Geschwisterbeziehungen besonders macht, wie man Rivalität unter Geschwistern nicht noch zusätzlich schürt und vieles mehr rund um das Thema Bruder und/oder Schwester.

Schule & Lernen

5 Fragen an... Learning Circle

Der Learning Circle ist eine digitale 1 zu 1 Lernbegleitung für Kinder & Jugendliche aus der Unterstufe im Alter von 10-14 Jahren. Jedes Kind lernt wöchentlich 90 Minuten online mit einem sorgfältig ausgewählten Lern-Coach.

Erziehung

Der Geschenke-Ratgeber

Ob Weihnachten oder Geburtstag: Wenn ein Anlass vor der Tür steht, bedeutet das auch die Suche nach dem passenden Geschenk. Tipps und Ideen sind gefragt, gerade bei Kindern und Jugendlichen fällt es oft schwer, etwas zu finden, das Freude bereitet. Dieser Artikel soll helfen, das passende Geschenk zu finden.

Schule & Lernen

Sinnvoll spielen: Wie Sensorische Integrationstherapie Ihrem Kind helfen kann

Sensorische Integration (SI) ist ein wichtiger Begriff in der Entwicklung von Kindern. Doch was genau bedeutet SI und was erwartet Eltern und Kinder, wenn sie sich mit diesem Konzept auseinandersetzen? In diesem Artikel erfahren Sie viel Wichtiges, was Sie über SI wissen müssen.

Eltern sein

Das erste Weihnachten nach der Trennung

Für Scheidungskinder aber, oder Kinder, in deren Familie ein nahestehender Mensch gestorben ist, ist das "Fest der Liebe" eine schwierige Zeit. Was tun, wenn sich Mama und Papa vor kurzem getrennt haben? 

Eltern sein

10 Tipps für ein entspanntes Weihnachtsfest

Die Feiertage bergen Konfliktpotenzial. Wir haben einige Anregungen, wie Sie Festtagsfrust und Familienstress vermeiden können.

Medienerziehung

Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen

Digitale Medien wie Handy, Computer, Konsole, Tablet und Fernseher dürfen ein Teil der Freizeitbeschäftigung sein. Problematisch wird es, wenn sie zur alleinigen Gestaltung der Freizeit werden.

Medienerziehung

Mediennutzung in der Familie

Wie viel Bildschirmzeit, ab wann ein eigenes Handy, und was ist mit der Sicherheit online: Die Nutzung von digitalen Medien ist für viele Eltern ein großes Thema. Der folgende Artikel unterstützt mit Tipps und hat Antworten, wie Sie in Ihrer Familie damit gut umgehen können.

Krisen & psych. Auffälligkeiten

Resilienz einfach erklärt

Das Konzept der Resilienz erklärt, warum manche Kinder eine Krise ohne bleibende Beeinträchtigungen überstehen.

Erziehung

Halloween - was ist der Reiz am Grusel?

Warum Gruseln Spaß machen kann und was zu einem gelungen Fest dazugehört - unsere Tipps für Eltern und Familien ohne Halloween-Erfahrung aus der eigenen Kindheit.

Erziehung

Der Taschengeld-Ratgeber

"Mama, Papa, ich habe kein Geld mehr!" - leidiges Thema Taschengeld. Wie viel sollte man geben und was muss man sonst noch beachten? Die wichtigsten Fakten zu Ihrer Orientierung.

Eltern sein

Die Vaterrolle: Was macht einen guten Vater aus?

Was es bedeutet, ein Vater zu sein, hat sich innerhalb weniger Generationen stark verändert. Wie können Väter gut mit ihrer "neuen" Vaterrolle umgehen, welche Probleme können sie dabei erleben? 

Erziehung

Krieg und Terror: Wie erkläre ich das meinem Kind?

Was sollen Kinder über Kriegshandlungen oder auch Terroranschläge erfahren? Wie soll man mit Kindern und Jugendlichen über schlimme Geschehnisse sprechen? Antworten auf diese Fragen finden Sie hier.