Erste Beziehung: Mein Kind will beim Freund:in übernachten
Ihr Nachwuchs ist in einer Beziehung und nun ist es so weit. Ihr Sohn oder Ihre Tochter möchte beim Schatz übernachten. Für viele Eltern stellt der Gedanke, das Kind bei dem oder der Freund:in übernachten zu lassen, aus unterschiedlichsten Gründen eine größere Herausforderung dar.
Im besten Fall haben Sie sich im Voraus schon Gedanken darüber gemacht, wie Sie reagieren möchten. Es ist allerdings auch überhaupt kein Problem, sich selbst eine kleine Bedenkzeit einzuräumen. Sagen Sie zum Beispiel, dass es für Sie im ersten Moment gar nicht so einfach ist, auf die Frage zu antworten und, dass Sie sich gerne mehr Gedanken darüber machen möchten und auf Ihr Kind zurückkommen werden. Dies sollte allerdings nicht zu lange dauern.
Was macht mir eigentlich Sorgen?
Seien Sie ehrlich mit sich selbst und auch mit Ihrem Kind. Es ist okay, sich von so einer Situation herausgefordert zu fühlen – Gefühle und Sorgen hat man nun mal. Es geht darum, wie man mit diesen umgeht! Spüren Sie in sich hinein, überlegen Sie, was Sie beschäftigt, und kommunizieren Sie dies transparent und offen.
Es geht darum, ein Gespräch zu schaffen, indem Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine gute Lösung finden können, die möglicherweise für beide gut passt. Reagieren Sie unreflektiert oder zu hart, könnte dies das Vertrauen und die Beziehung belasten. Tendenziell erzeugt Druck Gegendruck.
Kompromisse finden
Überlegen Sie gut, was Sie brauchen könnten und Ihnen wirklich wichtig ist, um den Wunsch des Kindes zu erfüllen oder einen Kompromiss zu finden. Wenn Sie spüren, was Sie brauchen könnten, fällt es Ihnen vielleicht auch einfacher, Kompromisse anzubieten. Bspw. könnten Sie anbieten, dass der Schatz zuerst bei Ihnen zuhause übernachtet und das nächste Mal erst bei ihm.
Es gibt viele weitere mögliche Angebote, die es Ihnen erleichtern können, mit gutem Gefühl zuzustimmen. Vielleicht hilft es Ihnen, die Telefonnummern von den anderen Eltern zu bekommen, um, für den Fall, anrufen zu können oder den Schatz zuerst einmal kennenzulernen.
Denken Sie darüber nach und teilen Sie Ihre Ideen. So wird der Nachwuchs sich zumindest ernst genommen fühlen.
Erklären, warum nicht
Manchmal ist es noch nicht möglich, Kompromisse zu finden. In solchen Fällen ist es ganz wichtig, genau zu erklären, warum Sie das nicht möchten, oder das Gefühl bekommen, den Wunsch unerfüllt lassen zu müssen. Wenn Sie es gut erklären, kann es für das Kind einfacher oder zumindest verstehbar sein, warum es das jetzt noch nicht darf.
Ermutigen Sie in jedem Fall Ihren Nachwuchs dazu, mit Ihnen zu sprechen, Argumente vorzustellen und ehrlich zu sein. Dabei lernt der Nachwuchs einerseits, dass er auf offene Eltern stößt, die sich Dinge gut überlegen. Außerdem stärkt sich gehört zu fühlen das Vertrauen.
Sexualität
Möglicherweise haben Sie Angst, dass Ihr Nachwuchs zu früh oder unüberlegt Geschlechtsverkehr haben, und es schlimmstenfalls zu einer ungewollten Schwangerschaft führen könnte.
Wichtig ist, Kinder und Jugendliche schon früh zum Thema Sexualität aufzuklären. Aufklären bedeutet nicht, irgendetwas zu erlauben oder zu früh gutzuheißen. Ein aufgeklärtes Kind ist aber in jedem Fall ein sichereres.
Vielleicht merken Sie, wenn Sie in sich hineinspüren, dass es Ihnen wichtig ist, ein Gespräch zu führen und sicherzustellen, dass der Nachwuchs Wissen über Verhütungsmethoden hat, oder in der Lage ist, für seine eigenen Grenzen einzustehen. Ist es Ihnen unangenehm oder fühlen Sie sich dabei unsicher, kann es auch hier hilfreich sein, dies zuerst mit jemand anderem zu besprechen.
Manchmal wird das 1. Mal in so einer Situation sogar zum Thema. Fürchten Sie sich nicht davor. Wenn Ihr Nachwuchs darüber sprechen möchte, können Sie sich als Gesprächspartner:in anbieten. Wichtig ist: Ihr Kind nicht dazu zu drängen, mit Ihnen darüber zu sprechen. Hier können gute Alternativen angeboten werden, wie z.B. mit der älteren Cousine darüber zu sprechen. Auch Sie müssen nicht darüber sprechen, wenn es Ihnen unangenehm ist. Wichtig ist vor allem die Aufklärung und, dass Ihr Kind jemand zum Reden hat.
Kulturelle oder religiöse Überzeugungen
- Eigene Überzeugungen zu hinterfragen, ist gut, um sie abzulegen, wenn Sie keine wichtige Funktion mehr erfüllen, oder werden so dadurch gestärkt, sodass man noch authentischer hinter ihnen stehen kann. Fragen Sie sich, woher Ihre Bedenken kommen, und, ob sie für die aktuelle Situation passend sind.
- Wenn Sie an bestimmten Überzeugungen gegen den Wunsch des Kindes festhalten, erklären Sie diese. Bei gut hergeleiteten Überzeugungen machen ihre Argumente und Überlegungen vermutlich Sinn und das Kind kann es dann besser annehmen oder zumindest verstehen. Lassen Sie sich auf ein konstruktives Gespräch ein. Vielleicht lässt sich der eine oder andere von einer Sichtweise überzeugen und Ihr Nachwuchs erlebt, dass es sich mit Ihnen gut reden lässt.
- Suchen Sie den Kontakt zu anderen Erwachsenen und sprechen Sie darüber. Manchmal kann es guttun, Erfahrungswerte auszutauschen oder einfach mal mit jemandem über die Situation zu sprechen.
infos
zur
gesetzeslage:
recht
Grundsätzlich dürfen Sie Ihrem Nachwuchs eine Übernachtung erlauben oder verbieten. Wichtig ist es in jedem Fall, die Beziehung zu Ihrem Nachwuchs zu berücksichtigen. Rechtlich gesehen gibt es das Aufenthaltsbestimmungsrecht, das besagt, dass Sie als Eltern bestimmen dürfen, an welchem Ort sich der Nachwuchs aufhalten darf und wo nicht. Natürlich gibt es hierzu auch Grenzen. Beispielsweise muss mehr als nur das zuhause und die Schule als Orte ermöglicht werden. Beachten Sie, Ihr Kind dadurch nicht kontrollieren zu wollen, bzw. aus einem Machtkampf heraus davon Gebrauch zu machen, sondern sein ehrliches Wohl zu vertreten.
ab welchem alter ist das kind bereit?
Wann Ihr Kind für die Übernachtung beim Schatz „bereit“ ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Jedes Kind und dessen Entwicklung ist individuell. Wenn Ihr Kind Ihnen nun diese Frage stellt, könnten Sie beispielsweise nachfragen, ob es sich denn dazu schon bereit fühlt. Dies kann das Gespräch eröffnen und Sie können hineinspüren, wie es Ihrem Kind und Ihnen damit geht. Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl und auf Ihr Kind!