Ablösung in der Pubertät
In der Pubertät verändert sich die Beziehung zwischen Eltern und jugendlichen Kindern. Diese Umstellung ist gar nicht so einfach, zumal Jugendliche in dieser Entwicklungsphase bei Ihren Eltern nicht immer den vertrauenswürdigsten Eindruck hinterlassen und manchmal sogar riskant handeln.
Der Versuch, sich abzulösen, passiert bei Jugendlichen meistens ganz automatisch – auf der Seite der Eltern erfordert es jedoch oft, dass man sich bewusst damit auseinandersetzt, wie man das Kind in dieser kritischen Phase gut in die immer größer werdende Selbstständigkeit begleitet. Loslassen ist allerdings keineswegs einfach, vor allem, wenn es um das eigene Kind geht, für das man verantwortlich ist und das einem lange Zeit das Gefühl gegeben hat, stark gebraucht zu werden.
Wir haben Punkte zusammengestellt, die Sie bei der Ablösung in der Pubertät Ihres Kindes unterstützen können.
Beziehung gestalten
Ablösung in der Pubertät bedeutet eine Umgestaltung der Eltern-Kind-Beziehung, keine Auflösung! Gestalten Sie aktiv die sich neu entwickelnde Beziehung und lassen Sie sich dabei darauf ein, dass die Symmetrie zwischen Ihnen anwächst. Vielleicht gelingt es Ihnen, das Gefühl, weniger gebraucht zu werden, nicht als Verlust zu betrachten, sondern als Chance für Veränderungen und Entwicklungen. Vielleicht gibt es etwas, wovon Sie schon lange geträumt haben, was aber mit kleinen Kindern nicht umzusetzen war. Sie können Ihrem Kind auf neue Art und Weise begegnen – sich selbst und das Kind neu erleben. Eine gute Ablösung ist vor allem bei einer stabilen Bindung gut möglich.
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Auf das Eigenleben besinnen
Kinder, die spüren, dass es ihren Eltern auch ohne sie gut geht und dass diese nicht „durch sie leben“, haben nicht nur ein hilfreiches Vorbild, was Selbstständigkeit betrifft, sondern tun sich auch in der Ablösung leichter. Achten Sie darauf, ob Sie ihr Kind viel „brauchen“ oder Ihre Stimmung davon abhängig ist, ob Ihr Kind Ihnen Aufmerksamkeit schenkt oder Ihren Erwartungen entspricht. Sehen Sie die Möglichkeit, sich auf Ihr eigenes Leben oder vielleicht auch auf eine Partnerschaft zu besinnen, als eine schöne Gelegenheit. Seien Sie sich Ihrer Vorbildwirkung bewusst und zeigen Sie Ihrem Kind „Auch ich nehme mir Zeit für mich allein“.
Verantwortung und Freiräume schenken
Räumen Sie ihrem Nachwuchs Schritt für Schritt mehr Verantwortung ein und geben Sie Freiräume, wo es ungefährlich ist. Lassen Sie Ihr Kind beispielsweise im Laden selbst nach etwas fragen, überlassen Sie ihm volle Freiheit, zu entscheiden, wie die nächste Frisur aussehen soll, oder schenken Sie Vertrauen, wenn Ihr Kind allein mit Freundinnen oder Freunden unterwegs ist. So hat das Kind die Chance, zu spüren „Mama/Papa traut es mir zu“ und dabei Vertrauen in sich selbst zu gewinnen.
Scheitern gehört dazu
Manchmal ist die größte Fähigkeit, die wir Eltern unseren Kindern vorleben können, das Aushalten von negativen Gefühlen. Mehr Verantwortung zu haben bedeutet auch, Gefühle aushalten und mit den Konsequenzen leben zu müssen.
Manchmal geht etwas schief. In diesen Momenten ist es wichtig, dass Sie Ihr Kind begleiten, seine Gefühle ernst nehmen und versuchen, diese zu verstehen. Der Versuch, sie einfach wegzuzaubern, verhindert die Gelegenheit, zu lernen, damit umzugehen und signalisiert, dass negative Gefühle tatsächlich bedrohlich bzw. nicht aushaltbar sind.
Unterstützen Sie ihr Kind, wenn es Hilfe dabei braucht, etwas wiedergutzumachen. Bei Grenzverletzungen können Sie das Verhalten kritisieren, nicht aber die Person! Seien Sie sich auch hier Ihrer Vorbildwirkung bewusst. Wie gehen Sie mit eigenen Fehlern um? Wie sprechen oder denken Sie über sich selbst? Gestehen Sie sich und Ihrem Nachwuchs Menschlichkeit zu. Perfektion ist eine Lüge. Lernen Sie, liebevoll mit sich selbst umzugehen und Erwartungen an das Kind realistisch einzuschätzen. Trauen Sie sich ab und zu auch aus Ihrer eigenen Komfortzone heraus!
Eigenständigkeit bestärken
Bestärken Sie Ihr Kind, wenn es eigenständig handelt und sich auf eine neue Situation oder Herausforderung einlässt. Sätze wie „Darauf kannst du stolz sein“ tun gut und schaffen Verbindung.
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humor
Nehmen Sie sich für manche Situationen eine Prise Humor mit. Sind Sie Ihrem Kind peinlich oder ärgert es sich über Sie? Na und? Diese Gefühle werden Ihnen im Leben andersrum nicht unbekannt sein. Die schwierige Beziehungsdynamik in dieser Zeit hat wahrscheinlich viel mehr mit dem Alter zu tun als mit Ihnen selbst. Humor kann helfen, zu den eigenen Gefühlen in gesunde Distanz zu gehen und somit Dinge weniger persönlich zu nehmen.
Wertschätzung der Peergroup
In der Pubertät werden Gleichaltrige und ihre Meinung sehr wichtig. Auch wenn es schwer zu verstehen ist, holen sich Jugendliche in dem Alter nun mal Ratschläge von Personen mit sehr viel weniger Lebenserfahrung als Sie. Auch wenn die Qualität an Ratschlägen möglicherweise zu wünschen übriglässt, kommt sie von der Quelle, die Ihr Kind gerade braucht und annehmen kann.
Versuchen Sie, die Peergroup und die Bedeutung dieser im Leben Ihres Kindes wertzuschätzen. Signalisieren Sie prinzipiell Offenheit und Anerkennung für die Freundinnen und Freunde Ihres Kindes, wird es sich leichter tun, auch Sie mitreden zu lassen. Sonst könnte es grundsätzlich das Gefühl haben, seine Peers vor Ihnen verteidigen zu müssen. Und vielleicht ist etwas Neues dabei, wovon Sie selbst auch lernen können.
Mut zur Reibung
Auch Auseinandersetzungen und Uneinigkeiten gehören zum Leben dazu. Das muss gar nichts Schlechtes sein, es steckt schon im Wort: Sie setzen sich mit Ihrem Kind auseinander – Sie signalisieren Ihm, dass es Ihnen nicht egal ist und erkennen an, dass Sie nicht mehr alles bestimmen können und Ihr Kind an einen Punkt kommt, wo es Entscheidungen für sich selbst treffen darf und muss.
In diesen Situationen ist dann manchmal auch ein respektvoller Gegenpol wichtig. Bleiben Sie im Gespräch, teilen Sie ruhig Ihre Haltung und Werte mit und achten Sie darauf, nicht verurteilend zu sein. So zeigen Sie Ihrem Kind, was Ihnen wichtig ist, wie man trotz Widerstand zu seiner Meinung stehen kann und andere Perspektiven respektieren und stehen lassen kann.
grenzen
neu verhandeln
Verhandeln Sie Grenzen neu!
Was Ihnen dabei helfen kann Grenzen, Freiräume und Konsequenzen zu verhandeln, erfahren Sie in unserem Artikel Wie können Eltern Grenzen setzen.
Erfahrungen zugestehen
Lassen Sie Ihren Nachwuchs sein eigenes Leben mehr und mehr gestalten und ermöglichen Sie ihm, von ihnen unabhängig Erfahrungen zu sammeln. Auch in Bereichen, in denen Ihr Kind glänzen kann, ohne sich mit Ihnen vergleichen zu müssen und wo es die Möglichkeit hat, Verantwortung übernehmen zu können. Das erfordert von Ihnen die Fähigkeit, loszulassen und Misserfolge Ihres Kindes auszuhalten. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind trifft weitreichend destruktive Entscheidungen oder tut Dinge, die auch anderen schaden könnten, ist es wichtig, ein Gegengewicht zu setzen und zu betonen, dass man zwar die Selbständigkeit unterstützt, jedoch nicht die Handlungen.
online-Videoberatung
Tun Sie sich mit dem Ablösungsprozess schwer oder möchten Sie Ihre individuelle Situation besprechen? Dann wenden Sie sich gerne an unsere Online-Videoberatung. Wir hören zu und sind für Sie da!
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