Medienerziehung
03. Feb. 2025
·
5 Minuten Lesezeit

News & Trends in sozialen Netzwerken, von denen Eltern wissen sollten

Geschrieben von:
Katharina Wurnig
Katharina Wurnig
Artikelinfo:

Für die meisten Kinder und Jugendliche ist es Alltag, im digitalen Raum unterwegs zu sein. Wir haben bei Barbara Buchegger und Sandra Pöheim von Safer Internet nachgefragt, was sich online Neues tut und was Kinder, Jugendliche und Eltern dazu wissen sollten.

1. tiktok als gefahr?

Vielen Eltern sehen die Social Media Plattform Tiktok sehr kritisch. Dazu sollte man wissen, dass sich die unterschiedlichen Netzwerke wie TikTok, Instagram und YouTube untereinander immer mehr angleichen.

Barbara Buchegger, 
Safer Internet
Sandra Pöheim,
Safer Internet

Das heißt, die Kinder und Jugendlichen wählen für sich einen dieser Kanäle aus und bekommen dort die fast gleichen Inhalte ausgespielt wie auf den anderen Kanälen. Das zeigt sich dann auch beim aktuellen Jugend-Internet-Monitor: Die Nutzung der häufigsten Plattformen geht deswegen zurück, weil bevorzugt nur eine Plattform genützt wird, diese aber länger.  

2. Was macht ein Algorithmus?

Um Inhalte auszuspielen, die für die User:innen besonders interessant sind und bei denen sie länger im Kanal bleiben, wird ein Algorithmus genützt. Der Algorithmus reagiert darauf, was angesehen oder mit einem Like versehen wird und spielt passende weitere Inhalte aus. Bei TikTok ist es möglich, den Algorithmus zurückzusetzen, hier finden Sie eine Anleitung von Safer Internet zum zurücksetzen des Algorithmus bei TikTok. Bei Instagram ist das derzeit nicht möglich, man kann aber z.B. bewusst andere Inhalte suchen oder Inhalte auswählen und „nicht interessant“ angeben.

3. Was bringt der Digital Services Act?

Der EU-Digital Services Act ist ein Versuch auf europäischer Ebene, eine Handhabe gegen Plattformen zu haben, zum Schutz der Grundrechte der Bürger:innen. Der DSA ist seit 2024 in Kraft und hat beim Schutz von Kindern und Jugendlichen online schon eine gewisse Verbesserung bewirkt. Die Recherchen von Safer Internet zeigen, dass sich zu bestimmten problematischen Begriffen heute keine Ergebnisse mehr auf Tiktok finden.

Der DSA sieht die Einrichtung von Trusted Flaggers vor: Das sind Organisationen, an die man sich wenden kann und Unterstützung bekommt, wenn das Melden eines Inhalts bei der Plattform selbst kein ausreichendes Ergebnis gebracht hat. Rat auf Draht ist ein Trusted Flagger: Machen Sie davon Gebrauch, problematische Inhalte bei Rat auf Draht zu melden  es geht ganz einfach online.

4. was sollten eltern über snapchat wissen?

Kinder und Jugendliche nützen die Photo-App Snapchat für lustige Schnappschüsse, aber längst nicht nur das. Mit MY AI gibt es auf Snapchat einen KI-Chatbot (ähnlich ChatGPT), mit dem man sich jederzeit chatten kann. Snapmap ist ein Kartendienst, der den Standort der User:innen beim Nutzen der App anzeigt und mit dem die User:innen geortet werden können. Kinder und Jugendliche empfinden das Tracking häufig in Freundschaften und Beziehungen normal und haben es auch als Schutz erlebt, z.B. über Tracking-Watches. Nicht bei allen, aber in bestimmten Situationen kann es aber auch problematisch werden, wenn der eigene Standort online einsehbar ist. Es ist also sinnvoll, das Tracking bei Snapchat auf bestimmte, bewusst gewählte Personen zu beschränken. Mehr Infos finden Sie im Safer Internet Ratgeber Was ist Snapchat?

Jugendliche mit Handy

5. was sollten eltern über roblox wissen?

Roblox ist eine Online-Spieleplattform, Roblox wird aber auch gerade von jüngeren als Kommunikationsplattform genutzt. Eltern sollten zu Roblox außerdem wissen, dass es die Plattform ist, wo am meisten Geld ausgegeben wird. Das ersehnte Ziel ist, den eigenen Avatar (genannt „Skins“) besonders zu gestalten. So wie in der realen Welt das Aussehen sehr wichtig ist, gilt das heute auch online. Neben "Skins" gibt es Gegenstände und Geschenke, die sich Kinder gegenseitig machen, für die Geld ausgegeben wird. Kinder wünschen sich dann oft Gutscheine, die sie online einlösen können. Es gibt auch Abo-Modelle oder es wird Kaufdruck erzeugt mit zeitlich limitierten Angeboten, die z.B. nur an einem Abend erhältlich sind. 

 

Auch wenn es im Alltag anders passiert: Die Robox Gutscheine dürfen laut den Nutzungsbedingungen erst ab einem Alter von 18 Jahren eingelöst werden. 

6. Hilft ein Social-Media oder Handy-Verbot?

Ja, manchmal ist es der einzige Ausweg. Aber bis es zum Verbot kommen sollte, müssen anderen Maßnahmen gesetzt werden, wie Vereinbarungen, die von allen Beteiligten eingehalten werden können.

 

Verbote entstehen oft aus einem Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung, das eine radikale Maßnahme gerechtfertigt erscheinen lässt. Dabei sind auch viele Eltern selbst sehr häufig online und können auf keine Vorbilder aus ihrer eigenen Kindheit zurückgreifen, von denen sie einen angemessenen Konsum von digitalen Medien lernen konnten. Es gilt also, statt strenge Verbote auszusprechen, die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit digitalen Medien so zu begleiten, dass sie sich einen guten Umgang fürs Leben aneignen können.

 

Es gibt tatsächlich einen globalen Trend, (gesetzliche) Verbote auszusprechen. So wurden beispielsweise in Griechenland, Frankreich und Italien mehrfach Handyverbote in Schule eingeführt. Dabei gilt ohnehin ein Social Media Verbot für Unter-14-Jährige. Eltern haben allerdings die Möglichkeit, bereits früher Online-Plattformen zu erlauben, was in der Praxis auch passiert.

 

 

7. was tun, wenn etwas passiert ist?

Ihr Kind ist in sozialen Medien auf unangemessene Inhalte gestoßen? Oder es tauchen unerwünscht Fotos von Ihrem Kind in sozialen Medien auf?

 

Das Melden von solchen Inhalten direkt bei den Betreibern der Plattform ist ein wichtiger Hebel, um Änderungen zu bewirken auch wenn die Plattform rückmeldet, dass der Inhalt nicht in Widerspruch zu den Nutzungsbedingungen ist. In diesem Fall sollte man sich Unterstützung von einem Trusted Flagger wie Rat auf Draht zu holen. 

 

Neben dem Melden ist auch das rasche Blockieren der Kontakte wichtig.

 

Um herauszufinden, ob Bilder oder Videos, die mit dem eigenen Namen versehen sind, von jemand hochgeladen werden, kann vorsorglich ein Google Alert eingerichtet werden. D.h. man bekommt eine Information, sobald solche Inhalte online auftauchen.

 

Unter bestimmten Bedingungen den Upload von intimen Bildern oder Videos auch technisch verhindert werden. Mehr dazu finden Sie unter Take it down.

 

Anzeige erstatten: Kinderschutzeinrichtungen wie die möwe begleiten Betroffene auch zur Anzeigenerstattung bei der Polizei.

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Sextortion – Erpressung online

Mit Sex-Scam oder Sextortion wird eine Erpressung durch Sex-Chats bezeichnet. Die Betroffenen werden dazu verleitet, sich vor der Kamera auszuziehen oder sexuelle Handlungen durchzuführen und mit Bildern davon erpresst. Eltern sollten sich dieser Online-Gefahr bewusst sein.

5 Fragen an... SaferInternet

SaferInternet.at unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und erwachsene Bezugspersonen, Pädagog*innen und Jugendarbeiter*innen beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: mit Informationen auf der Website, Informationsmaterial,  Workshops und Veranstaltungen uvm.

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