Sexualpädagogischer Unterricht: Warum Aufklärung auch im Schulsetting wichtig ist
Viele Eltern bekommen Gänsehaut, wenn sie daran denken, dass ihre Kinder Fragen über „DAS Thema“ stellen. Eltern berichten immer wieder von Ängsten, dass sie nicht die passende Antwort finden. Viele denken auch, dass ihre Kinder noch zu klein für die Antwort sind und vertrösten auf später.
Manche Bezugspersonen befürchten auch „schlafende Hunde“ zu wecken und beantworten gar keine Fragen, um Kinder nicht auf „dumme Gedanken“ zu bringen.
Altersentsprechende Aufklärung
Im Elementarbereich sind Kinder dennoch völlig unbefangen und fragen wild darauf los: „Wo kommen die Babys her?“, „Warum hat Papa einen Penis und Mama nicht?“, „Warum hat das Kind zwei Mamas?" –Kinder wollen sich die Welt erklären und brauchen dazu die Unterstützung der Erwachsenen.
Wie wir auf diese Fragen eingehen, entscheidet später, wie viel uns unsere Kinder erzählen und anvertrauen. Wenn mit ihnen geschimpft wird, weil sie Fragen über Körper, Liebe und Sexualität stellen, werden sie sich überlegen, ob sie sich uns nochmal anvertrauen.
Ungefähr mit Eintritt in die Volksschule entwickelt sich bei Kindern ein generelles Schamgefühl, das in bestimmten sozialen Situationen ausgelöst werden kann. Sie spüren im Alter von etwa sechs Jahren mehr und mehr, was gesellschaftlich tabuisiert ist. Weiters entwickeln sie ein größeres Gefühl für Intimität und wollen diesen Raum auch schützen. Sie ziehen sich nur mehr hinter verschlossenen Türen um, wollen keine Hilfe beim Duschen und Fragen werden manchmal lieber mit Freund:innen besprochen, als mit Mama und Papa.
Das Schamgefühl ist ganz natürlich und wichtig, da Kinder lernen, ihre Grenzen wahrzunehmen und zu schützen. Die Aufgabe der Eltern dabei ist, die Gefühle ihrer Schützlinge ernst zu nehmen und sie zu bestärken. Aus Aussagen wie „Das war doch gar nicht so schlimm!“ lernen Kinder nur, dass die Gefühle, die sie fühlen, scheinbar nicht richtig sind.
In unangenehmen Situationen, in denen die Grenzen der Kinder von Fremden nicht gewahrt werden, sind sie verunsichert, ob das Gefühl im Bauch nun ein gutes oder schlechtes Gefühl ist.
Woher Kinder ihr wissen beziehen
Die Fragen der Kids werden immer mehr und wenn dann selbst den aufgeklärtesten Kindern die Antworten ausgehen, man seine Eltern aber nicht fragen will, könnte eine Suche im Internet am naheliegendsten sein.
Welche Informationen werden Kinder im Internet erhalten, wenn sie „Wie geht Sex?“ bei Google eintippen? Oder auf Social Media Apps, wie beispielsweise TikTok, durch unnatürliche Körperbilder, Gewaltszenen und fragwürdigen, oft rechtsradikalen Humor scrollen?
Man hört von Eltern oft: „Aufklärung sollte zu Hause passieren.“ Doch genau dann, wenn Kinder Mythen, Fehlinformationen oder gar pornographische Darstellungen online oder auf Social Media finden, haben Kinder Angst vor der Reaktion der Eltern. In diesem Kontext kommen externe Sexualpädagog:innen ins Spiel.
sexualpädagogische Workshops:
Inhalte und Ablauf
Die Lehrperson der Kinder hat sich gut über die Qualifikationen der externen Workshopleiter:innen informiert und sich somit versichert, dass die Schüler:innen keine Inhalte lernen, die für sie nicht geeignet sind. Eltern können darauf vertrauen, dass geschulte und zertifizierte Sexualpädagog:innen die passenden Antworten für alle Altersstufen parat haben.
Durch lustige Einstiegsspiele werden die Kids auf den sexualpädagogischen Workshop eingestimmt. Erfahrungsgemäß verlieren die Kinder und Jugendlichen dabei schnell die Scheu, Fragen über Sexualität zu stellen. Sie dürfen alle Wörter verwenden, die sie Zuhause oder im Regelunterricht nicht sagen dürfen – und das Tollste für die Kids ist, dass sie auf wirklich jede Frage eine altersadäquate Antwort bekommen. Auch die Gewissheit, dass sie die Sexualpädagog:innen wahrscheinlich nie wieder sehen, verleiht ihnen nochmal eine Extraportion Mut.
Primarstufe
In der Primarstufe wird der Fokus der Inhalte auf die Veränderungen in der Pubertät gelegt.
Es wird vermittelt, dass Mädchen* keine Angst vor der ersten Periode haben müssen und auch den Jungen* wird die Verwendung von Periodenprodukten nähergebracht.
Zudem spielen die Entstehung eines Kindes und der Ablauf eines weiblichen Zyklus in den Workshops eine wesentliche Rolle.
Sekundarstufe
In der Sekundarstufe und weiterführenden Schulen, sowie Berufsschulen liegt der Schwerpunkt unter anderem auf den Themen Verhütung, Pornografie, Geschlechtskrankheiten und LGBTQIA+.
Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchen Ängsten die jungen Erwachsenen kämpfen und welche Fragen daraus resultieren. Gerade anhand der sogenannten „BlackBox-Fragen“ (anonyme Fragezettel) erkennt man, wie verunsichert Teenager oft sind.
Sie wollen wissen, was „normal“ ist und was nicht und ziehen daraus Rückschlüsse auf ihren eigenen Körper und ihr zwischenmenschliches Verhalten.
Sorgen und Ängste von Eltern
Auch wenn Kinder und Jugendliche lernen, über Sexualität offen zu reden, können Zweifel und Sorgen bei Eltern bleiben.
Sie stellen sich Fragen wie „was ist, wenn das Kind zu viel über Sexualität spricht?“ oder „kann es sein, dass man Kinder durch den offenen Umgang und die Enttabuisierung des Themas sexualisiert bzw. es leichter zu Übergriffen kommen kann?“
Diese Sorgen sind nachvollziehbar, jedoch ist das Gegenteil der Fall. Wenn Kinder und Jugendliche mitbekommen, dass die Sexualität etwas Intimes ist und die Selbstbestimmung über den eigenen Körper ein Thema wird, desto sicherer sind sie vor Übergriffen, da sie gestärkt werden, Grenzen zu setzen und leichter Worte zu finden, um sich an eine Vertrauensperson zu wenden.
Je offener über Sexualität gesprochen werden DARF, desto weniger MUSS im Heimlichen passieren oder über das Internet, das oft ein weniger sicherer Ort ist, an dem Kinder zu ihren Informationen kommen. Daher gilt es Eltern in dieser Hinsicht zu stärken und zu sensibilisieren, einen offeneren Umgang mit dem Thema zu finden, auch wenn sie oft in ihrer Kindheit und Jugend andere Erfahrungen gemacht haben.
Eventuell kann eine Enttabuisierung auch für Eltern eine Erleichterung sein, sensibel und offen zu reden. Es geht immer um eine altersgerechte Sprache und Aufbereitung, wo auch Sexualpädagog:innen unterstützend zur Seite stehen können.
Resümee
Sexualpädagogik ist ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Bildung und Erziehung. Kinder und Jugendliche haben ein natürliches Bedürfnis, Fragen über Körper, Beziehungen und Sexualität zu stellen – und sie verdienen ehrliche, altersgerechte Antworten.
Und deshalb ist sexualpädagogischer Unterricht in der Schule so wichtig: Er schafft einen sicheren Raum, in dem Kinder und Jugendliche offen sprechen, Fragen stellen und Unsicherheiten abbauen können.
Professionelle Sexualpädagog:innen sind darauf spezialisiert, Wissen sensibel und kompetent zu vermitteln und dabei individuelle Bedürfnisse und Altersstufen zu berücksichtigen. Die enge Zusammenarbeit mit Lehrpersonen stellt sicher, dass die Inhalte passend und verantwortungsvoll ausgewählt sind.
Ein wertschätzender, offener Umgang mit dem Thema Sexualität fördert nicht nur die Selbstwahrnehmung und Grenzachtung der Kinder, sondern stärkt auch ihr Vertrauen in sich selbst und ihr Umfeld. Sexualpädagogik schützt, informiert – und schafft die Basis für ein respektvolles Miteinander.
sie haben noch Fragen?
Sie sind unsicher, wie Sie mit Ihrem Kind über Sexualität, Körper und Liebe sprechen sollten oder fühlen sich nicht wohl damit, dass diese Themen auch im Unterricht besprochen werden? Melden Sie sich gerne bei uns in der Online-Beratung.
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