Trennung: Welches Betreuungsmodell passt für meine Familie?
Eine Trennung/Scheidung ist immer ein großer Einschnitt im Leben der gesamten Familie. Viele Veränderungen müssen bewältigt werden und es geht auch um die Entscheidung, welches Betreuungsmodell gewählt wird.
Kinder lieben beide Elternteile und wünschen sich auch nach einer Trennung möglichst gleichbleibende, stabile Lebensverhältnisse. Sie möchten Teil der neuen Lebenswelt beider Elternteile sein und haben ein großes Bedürfnis nach Gleichbehandlung ihrer Eltern. Untersuchungen zeigen, dass Stabilität und Geborgenheit von Kindern nach der Trennung als emotionale und nicht als geografische Größe zu verstehen sind.
Residenzmodell
Das Kind lebt hauptsächlich bei einem Elternteil. Der Kontakt zum anderen Elternteil wird über gemeinsame Zeit – oftmals am Wochenende, meist mit Übernachtung, gewährleistet. Zusätzlich werden längere Zeiten am Stück in den Ferien vereinbart. Das Kind hat Anspruch auf Unterhaltsbeiträge vom getrennt lebenden Elternteil.
Erweiterter Kontakt
Ist eine Regelung zwischen Doppelresidenz und Residenzmodell. Das Kind lebt hauptsächlich bei einem Elternteil, hält aber intensiven Kontakt zum anderen Elternteil. Dazu gehören auch Übernachtungen und längere Ferienaufenthalte. Dieser erweiterte Umgang hat Auswirkungen auf den Unterhalt.
Jedes Kind ist anders
Für manche Kinder ist es eine Bereicherung zwei gleichwertige „Zuhause“ zu haben, zwischen denen sie unter Umständen mehrmals pro Woche wechseln. Andere Kinder hingegen sind damit überfordert und brauchen eine Basis, von der aus sie zum anderen Elternteil wechseln. Dies hat mit der Persönlichkeit Ihres Kindes zu tun und bedeutet nicht, dass es einen Elternteil lieber hat als den anderen. Zudem gibt es verschiedene Entwicklungsphasen, in denen manche Kinder zu einem Elternteil eine besonders intensive Bindung haben, während sie zum anderen Elternteil gerade weniger Zugang finden. Dies kann immer wieder wechseln.
Für immer und ewig?
Unser aller Leben ist geprägt von Entwicklungen, unterschiedlichen Phasen und Veränderungen. Entscheidungen, die heute am besten erscheinen, können sich morgen als nicht mehr passend erweisen. Das trifft auch bei der Entscheidung für oder gegen ein Betreuungsmodell zu. Gerade Jugendliche äußern oft den Wunsch, die gewählte Regelung zu ändern, auch wenn diese für lange Zeit gut funktioniert hat. Scheuen Sie sich nicht davor, Ihr Modell zu ändern und an die „gewachsenen“ Bedürfnisse anzupassen!
Wenn es um Betreuungsmodelle nach der Trennung/Scheidung der Eltern geht, gibt es keine Patentrezepte und auch nicht das "richtige" Modell, da jedes Kind und jede Familie anders ist. In erster Linie sollen aber bei allen Entscheidungen die Bedürfnisse des Kindes im Mittelpunkt stehen.
Weiterführende Infos
Möchten Sie mehr über Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen der unterschiedlichen Betreuungsmodelle wissen und Informationen über gesetzliche und rechtliche Rahmenbedingungen sowie hilfreiche Tipps für den Alltag bekommen?
Hier gibt es die Broschüre "Doppelresidenz – Ein Betreuungsmodell für uns", die von der Initiative „getrennt gemeinsam Eltern sein“ erstellt wurde, zum Download:
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