Eltern sein
17. Nov. 2020
·
5 Minuten Lesezeit

Trennung – wie sage ich es meinem Kind?

Geschrieben von:
Dagmar Bojdunyk-Rack
Dagmar Bojdunyk-Rack
Artikelinfo:

Viele Eltern zögern, ihrem Kind von ihrer Trennung zu erzählen. Sie wollen ihm nicht wehtun. Doch egal wie alt ein Kind ist, sobald die Entscheidung für die Trennung gefallen ist, muss auch das Kind wissen, was ihm bevorsteht. 

Wie erklären wir unserem Kind, dass wir Eltern uns trennen?

Viele Eltern zögern, ihrem Kind von ihrer Trennung zu erzählen. Sie wollen ihm nicht wehtun. Doch egal wie alt ein Kind ist, sobald die Entscheidung für die Trennung gefallen ist, muss auch das Kind wissen, was ihm bevorsteht. Nur dann kann es seine eigenen Gefühle ausdrücken. Können seine Ängste gemildert und schon vor der tatsächlichen Trennung jene Schritte gesetzt werden, die dem Kind den Weg in sein neues Familienleben leichter machen.

 

Information weitergeben.

Kinder haben feine Antennen. Sie ahnen rasch, dass ihre bisherige Welt gefährdet ist: Sei es, dass Konflikte und Streit zwischen den Eltern an der Tagesordnung sind, dass nur noch selten gemeinsam etwas unternommen oder kaum noch miteinander geredet wird. Das verunsichert und belastet die Kinder. Die rechtzeitige und ehrliche Information über die bevorstehende Trennung der Eltern macht es ihnen leichter, die Situation zu erfassen und sich den Tatsachen zu stellen.

Ein paar Tipps aus unserer Beratungserfahrung

  • Schon vor dem Gespräch sollten sich beide Elternteile gut überlegen: Was muss das Kind wissen und welche Fragen könnte es dazu stellen? Am besten ist es, wenn Vater und Mutter sich darauf einigen können, das Gleiche zu sagen. Es verwirrt und verunsichert Kinder, wenn sie unterschiedliche Erklärungen bekommen.

  • Erklären Sie Ihrem Kind in einfachen, klaren Worten, dass sie sich trennen werden. Das Kind muss von Anfang an hören, dass es keine Schuld an der Trennung trägt! Erklären Sie ihm aufrichtig, dass seine Eltern sich nicht mehr auf die gleiche Art lieb haben wie früher. Dass Sie daher nicht mehr zusammen leben können und wollen. Kinder brauchen keine detaillierten Informationen darüber, was zum Ende der Paarbeziehung geführt hat und wollen diese Details in der Regel auch gar nicht hören. Es reicht klarzustellen: Wir werden uns als Paar trennen und als Familie nicht mehr zusammen wohnen. Aber: Wir sind und bleiben deine Eltern!

Wir sind und bleiben deine Eltern.

  • Das Gespräch sollten Sie möglichst gemeinsam führen. Ausnahme: Wenn die Gefahr besteht, dass dabei ein Streit entbrennt, ist es besser, wenn nur ein Elternteil diese Aufgabe übernimmt. Einigen Sie sich davor darüber, was Sie sagen werden. Nehmen Sie sich Zeit! Eine der schwierigsten Aufgaben ist es, mit dem Kind zu reden, ohne den/die Partner*in schlecht zu machen, vor allem, wenn einer der beiden sehr gekränkt ist. Denn wenn dies passiert, kommt das Kind in einen Konflikt. Es weiß nicht, wen es nun lieb haben darf und auf welcher Seite es stehen soll.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind so konkret wie möglich, wie sich sein Alltag in Zukunft ändern wird. Wo wird wer nach der Trennung wohnen? Wo wird es in die Schule/in den Kindergarten gehen? Wer kocht und bringt es ins Bett? Es muss wissen, wann und wo es Mama und Papa sehen wird. Sagen Sie Ihrem Kind aber auch, was nach der Trennung gleich bleiben wird. Um Ihrem Kind den Abschied vom ausziehenden Elternteil so leicht wie möglich zu machen, sollten Sie ihm genau erklären, wie und wo Papa oder Mama wohnen, schlafen und essen werden. Kinder machen sich Sorgen um ihre Eltern. Wenn Ihr Kind weiß, dass es Mama oder Papa in der neuen Wohnung gut geht und es dort auch einen Platz hat, ist das beruhigend.

So könnten Sie es sagen:

„Wir haben beschlossen, uns zu trennen.“

 

„Wir wollen und können nicht mehr miteinander leben.“

 

„Wenn wir streiten, können wir uns nicht mehr versöhnen.“

 

„Wir haben einander nicht mehr lieb, das passiert manchmal unter Erwachsenen. Aber die Liebe zwischen Mutter und Kind, die Liebe zwischen Vater und Kind ist etwas ganz anderes, die dauert ein Leben lang.“

 

„Es tut uns leid, dass alles so gekommen ist, und das wir dir damit wehtun, aber wir sind überzeugt, es ist für uns alle besser so.“

 

„Wir lieben dich beide und werden immer für dich da sein, egal, was kommen mag.“

 

„Wir sorgen dafür, dass es dir gut geht!"

 

„Die Trennung hat nichts mit dir zu tun. Das ist nur eine Sache von uns beiden!“

Vater troestet Tochter

Wünsche hören

Um den Kindern ein schrittweises Verstehen und Einordnen der Situation zu ermöglichen, sollen Eltern auf die Fragen des Kindes eingehen und die Kinder auch zum Fragen ermuntern. Nur so kann es sich langsam auf die veränderte Situation vorbereiten. Wichtig ist es, von Kindern keine Entscheidungen einzufordern, sie werden dadurch völlig überfordert. Ihre Wünsche müssen aber gehört werden. Die Trennung und die daraus entstehenden Konsequenzen liegen in der Verantwortung von Ihnen als Eltern. Ihr Kind muss aber auch in die Zukunft vertrauen können, dass ihm beide Eltern erhalten und liebevoll verbunden bleiben.

Gefühle zulassen

Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf die Ankündigung, dass die Eltern bald nicht mehr zusammen leben werden. Unter anderem hängt das von ihrem Alter und ihrer Persönlichkeit ab. Manche Kinder weinen oder bekommen einen verzweifelten Wutanfall. Manche ziehen sich zurück, reagieren auch scheinbar unbeteiligt, doch im Verborgenen leiden auch sie. Anfangs können sie sich noch nicht richtig vorstellen, wie sich die Trennung in ihrem Leben auswirken wird. Doch egal, was das Kind nach außen hin zeigt: Die neue Situation führt immer zu Angst und Verunsicherung, weil es spürt, dass sich seine Welt grundlegend verändern wird. Seine Sicherheit und sein bisher vertrautes Leben geraten ins Wanken. Erlauben Sie Ihrem Kind traurig, wütend und ängstlich zu sein und dies auch auszudrücken. Nehmen Sie es mit all seinen Gefühlen ernst.

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