Wenn sich Eltern trennen... mit Kindern im Teenager-Alter
Die Pubertät (ab ca. 12 Jahren) ist die Zeit, in der viele Veränderungen auf die Jugendlichen zukommen. Es ist die Phase der Identitätsfindung, die Sexualität erwacht. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern verändert sich: Es geht den Jugendlichen darum, sich abzugrenzen und immer selbstständiger zu werden. Die Gleichaltrigen werden immer wichtiger.
Jugendliche im „Hin und Her“ der Scheidung
Die wesentlichste Auswirkung einer Trennung in dieser Altersstufe liegt im Verlust der Sicherheit und Halt gebenden Familienstruktur. Gerade sie aber ermöglicht der oder dem Jugendlichen ein Hin- und Herpendeln zwischen Ablösung und kindlicher Abhängigkeit. Wenn das Elternhaus in dieser sensiblen Phase zusammenbricht, kommen die Jugendlichen „durcheinander“. Denn sie verlieren genau das, was ihnen bis dahin einen festen Rahmen gegeben hat.
Eltern sind in dieser Phase auch für ihre Kinder in Bezug auf die Entwicklung der Rolle als Frau oder Mann bedeutsam. Wenn sie kein gutes Haar am anderen lassen und einander abwerten, so hat dies auch Einfluss darauf, wie sich ihre Kinder mit dem eigenen Geschlecht identifizieren. Sie sehen sich als Teil von Mutter und Vater und beziehen somit alle negativen Äußerungen der Eltern übereinander auch auf sich.
WIdersprüchliche reaktionen
Manchmal verstecken sie auch ihre wahren Gefühle und geben sich „cooler“ als sie sich fühlen: „Ist mir doch egal, dass ihr euch trennt, macht was ihr wollt.“ Ihre Reaktionen sind oft sehr widersprüchlich. Sie verspüren Wut und Enttäuschung über das Auseinandergehen der Eltern und dem damit verbundenen Verlust ihrer Familie. Einige fühlen sich schuldig, andere vermissen den Elternteil, der ausgezogen ist und ziehen sich zurück. Manche fühlen sich von den Eltern im Stich gelassen, zu wenig wahrgenommen, da diese mit sich selbst beschäftigt sind und zu wenig Zeit und Energie haben, um für die oder den Jugendlichen da zu sein.
Eine Trennung oder Scheidung der Eltern ist für Jugendliche auch deshalb besonders schmerzhaft, weil sie in dieser Zeit oft selbst ihre ersten Erfahrungen mit Beziehungen machen und ein romantisches Bild von Liebe haben. Dieses Bild wird durch das Auseinandergehen der Eltern in Frage gestellt.
Kognitiv sind sie in der Lage zu verstehen, warum sich ihre Eltern für eine Trennung entschieden haben. Sie können Ursachen für die Trennung/Scheidung realistisch einschätzen und ihre eigene Stellung innerhalb der Familie reflektieren.
Was Jugendliche brauchen
Wichtig ist, sie bei allen Entscheidungen einzubinden und sie in der Nachscheidungsphase aktiv an der Gestaltung des zukünftigen Lebens mitwirken zu lassen.
Sie brauchen Eltern, die ihnen vernünftige Grenzen setzen, aber auch genügend Freiräume zugestehen.
Eltern, die ihre Elternrolle weiterhin wahrnehmen: Jugendliche dürfen nicht zu „erwachsenen“ Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartnern der Eltern werden, die beim Lösen der Probleme helfen möchten und mitunter als Ersatzpartner:innen fungieren. Damit sind sie überfordert!
Eltern, die sich nicht gegenseitig abwerten und beschimpfen.
Eltern, die vermitteln: „So wie du bist, bist du wertvoll. Und wir werden uns bemühen, dass es dir gut geht auch wenn wir es in manchen Momenten nicht schaffen.“
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