Homo- bzw. Bisexualität: Wie kann ich mein Kind bei seinem Outing unterstützen?
Wenn sich Ihr Kind outet, ist das ein großer Schritt. Es erfordert viel Mut, offen zu seiner homo- bzw. bisexuellen Orientierung zu stehen.* Ihr Kind setzt sich damit auch möglicher Kritik von Schulkolleg:innen, Freundinnen und Freunden, Familie und der Gesellschaft aus. Ein Outing ist daher meist begleitet von vielen Ängsten. Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Kind mit Verständnis und Mitgefühl begegnen und fragen, wie Sie es unterstützen können.
*Ein Coming-out kann neben der sexuellen Orientierung unter anderem auch die sexuelle Identität betreffen. In diesem Artikel beziehen wir uns auf das Outing bei sexueller Orientierung.
Verständnis zeigen
Oft hilft schon Akzeptanz. Denn Kinder können fürchten, die Liebe ihrer Eltern zu verlieren, wenn sie nun doch „anders“ sind als erwartet. Dahinter steckt oft Scham und die Angst davor, die Eltern zu enttäuschen. Wenn Kinder das Gefühl haben, etwas falsch zu machen oder gar „falsch zu sein“, sind Schuldgefühle die logische Folge.
Sie können Ihrem Kind helfen, indem Sie Verständnis zeigen und offen aussprechen, dass es völlig in Ordnung ist, sich für das eigene Geschlecht (oder auch beide Geschlechter) zu interessieren.
Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass sie es lieben und wertschätzen, und seine sexuelle Orientierung daran nichts ändert.
Es ist wichtig, dass Sie das Outing Ihres Kindes ernst nehmen und anerkennen.
Das Outing als Vertrauensbeweis
Wenn Ihr Kind Ihnen von seinem Outing erzählt, ist das ein großer Vertrauensbeweis und ein Zeichen, dass Ihr Kind sich bei Ihnen sicher fühlt. Lassen Sie es dieses Vertrauen spüren und schätzen Sie, dass Ihr Kind Sie an seinem Leben teilhaben lässt. Wenn Sie zufällig vom Outing erfahren, dann ist es besonders wichtig, keine Vorwürfe zu machen. Offen und ehrlich über die eigene Sexualität zu sprechen, ist oft nicht einfach. Viele Kinder wissen innerlich schon lange, dass sie sich sexuell vom gleichen oder von beiden Geschlechtern angezogen fühlen. Sie trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen.
Versuchen Sie, sich in die Situation Ihres Kindes einzufühlen und zu überlegen, welche Reaktion Sie sich an seiner Stelle von Ihnen wünschen würden.
Bereitschaft zur Selbstreflexion
Löst das Outing Ihres Kindes in Ihnen Gefühle wie Angst, Ärger oder Unverständnis aus? Dann fragen Sie sich ehrlich, wieso das so ist. Vielleicht fürchten Sie, dass Ihr Kind in der Zukunft Schwierigkeiten bekommt oder bei anderen Kindern auf Ablehnung stößt? Oder Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass Ihr Sohn mit einem Jungen oder Ihre Tochter mit einem Mädchen zusammen ist? Veränderungen brauchen Zeit. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um sich mit Ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und hinterfragen Sie auch, wie begründet mögliche Ängste oder Sorgen tatsächlich sind.
Wie andere Menschen auf das Outing Ihres Kindes reagieren, können Sie nicht beeinflussen. Wohl aber den Umgang mit diesen Reaktionen. Wenn Ihr Kind aufgrund seines Outings Ablehnung erfährt, ist es umso wichtiger, dass Sie es annehmen, trösten und gemeinsam überlegen, was helfen kann.
Selbstbestimmung ermöglichen
Ob und vor wem sich Ihr Kind outen möchte, ist eine sehr persönliche Angelegenheit und seine eigene Entscheidung. Erzählen Sie daher nicht vorschnell anderen Familienmitgliedern, Freunden oder Freundinnen vom Coming-out Ihres Kindes. Sie können Ihr Kind stattdessen fragen, wer von seinem Outing wissen darf und, in welchem Rahmen es darüber sprechen möchte (und in welchem nicht).
Fragen Sie Ihr Kind direkt, wie Sie es vor, während oder nach seinem Outing unterstützen können. Auch wenn Ihr Kind darauf keine Antwort weiß, können Sie anbieten, jederzeit da zu sein und zuzuhören. Das signalisiert Ihrem Kind, dass es bei Fragen oder Problemen mit seiner Situation nicht alleine ist. Zusätzlich kann es Kindern helfen, mit einer außenstehenden Person über ihr Coming-out zu sprechen. Bei der Rat auf Draht Notrufnummer 147 können sich Kinder und Jugendliche jederzeit anonym melden. Zusätzlich gibt es auch eigene Beratungsangebote, zum Beispiel die Beratungsstelle Courage, die in mehreren Bundesländern vertreten ist, und bei Fragen zur sexuellen Orientierung unterstützend zur Seite steht.
online video-beratung
Wenn Sie selbst über Ihre Situation sprechen möchten oder weitere Fragen haben, kommen Sie gerne zu uns in die Beratung. Wir haben ein offenes Ohr für Ihr Anliegen!