Krisen & psych. Auffälligkeiten
10. Nov. 2023
·
7 Minuten Lesezeit

Resilienz einfach erklärt

Geschrieben von:
Elternseite Team
Elternseite Team
Artikelinfo:

Das Konzept der Resilienz beschreibt die psychische Widerstandsfähigkeit und erklärt, warum manche Kinder eine Krise ohne bleibende Beeinträchtigungen überstehen.

Die letzten Jahre waren von krisenhaften Zeiten geprägt. Wir Menschen standen und stehen immer wieder im Leben vor sehr schwierigen Situationen.

 

Viele Eltern machen sich in schwierigen Lebensphasen oder Situationen Sorgen, dass ihre Kinder langfristige Schäden davontragen werden.

 

Wir können Kinder und Jugendliche nicht immer vor schwierigen Lebenssituationen schützen. Allerdings können wir unsere Kinder in Krisenzeiten so unterstützen, dass die Auswirkungen jeglicher Herausforderung besser gemeistert werden können.

 

Natürlich können wir nicht genau wissen, wie sich eine bestimmte Situation auf unsere Kinder auswirkt. Es gibt jedoch viel Forschung dazu, was Schutzfaktoren für Kinder angesichts von Krisen sind. Hier wurde untersucht, warum manche Kinder schwierige Situationen erleben, wie Armut, Trennung/Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes, psychische Krankheiten und Drogenmissbrauch und trotzdem gut im Leben zurechtkommen.

Diese Widerstandskraft wird als Resilienz bezeichnet. Das Konzept der Resilienz erklärt, warum Menschen trotz starker Belastungen oder heftiger Schicksalsschlägen es schaffen, diese nicht nur zu ertragen, sondern auch ohne dauerhafte Beeinträchtigungen zu überstehen.

 

Man konnte vier wichtige Aspekte herausfinden, die beeinflussen, wie gut ein Kind schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen überstehen kann.

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Persönlichkeitsmerkmale
Resilienz ist eine Frage der Persönlichkeitsmerkmale.

Die biologisch verankerten Temperaments- und Persönlichkeitsmerkmale eines Kindes können dafür sorgen, dass Kinder viele positive Erfahrungen machen und in manche schwierigen Situationen gar nicht erst hineingeraten.

 

Das Temperament des Kindes macht hier besonders viel aus: Kinder mit einer unbeschwerten, geselligen Veranlagung passen sich leichter an Veränderungen an und andere Menschen reagieren positiver auf sie. Auch intellektuelle Fähigkeiten sind ein Schutzfaktor. Sie vergrößern die Chancen, dass ein Kind in der Schule positive Erfahrungen erlebt, die Stress zu Hause in den Hintergrund rücken lassen.

Eltern-Kind-Beziehung
Resilienz wird durch eine warmherzige Beziehung zu den Eltern begünstigt.

Eine enge Beziehung zu mindestens einem Elternteil, der dem Kind emotionale Zuwendung entgegenbringt und hilft, Ordnung und Orientierung in das Leben des Kindes zu bringen, ist ein weiterer Schutzfaktor. Er ist nicht unabhängig vom ersten Faktor. Pflegeleichte Kinder erleben eher positive Beziehungen zu Eltern und anderen Menschen und können dadurch eher Eigenschaften entwickeln, die für andere Menschen anziehend sind.

Soziale Unterstützung
Resilienz wird durch soziale Unterstützung außerhalb des engen Familienkreises gestärkt.

Es kann die Großmutter, der Opa, ein Lehrer oder ein enger Freund sein: Ein lieber Mensch außerhalb der Familie, zu dem sich eine stabile, unterstützende enge Bindung entwickelt, kann viel zur Resilienz beitragen. Auch dahingehend, dass das Kind durch die Vorbildfunktion effektive Bewältigungsstrategien erlernt.

Stabile Umwelt
Eine stabile soziale Umwelt macht resilient.

Die Möglichkeit, sich am Gemeinschaftsleben zu beteiligen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ältere Kinder und Jugendliche die Widrigkeiten des Lebens besser überstehen. Teil von Jugendgruppen, Arbeitsgemeinschaften oder freiwilligen Aktivitäten zu sein, vermittelt wichtige soziale Kompetenzen wie Kooperation, Führungskompetenz und auf das Wohlergehen Anderer zu achten. Das Kind gewinnt auf diesem Weg Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Verantwortungsgefühl für den Nächsten.

Was ist die Bedeutung von Resilienz für Krisen?

Das Wichtigste ist: Eine stabile, unterstützende Beziehung zu Ihrem Kind bietet den größten Schutz, um durch diese schwierige Zeit möglichst gut hindurch zu kommen. Wenn Sie Pate, Oma, Onkel oder eine andere Bezugsperson für Kinder sind, helfen Sie, indem Sie ein:e Ansprechpartner:in für das Kind sind, mit ihm in Kontakt stehen, zuhören und unterstützen. Bei älteren Kindern sollten Sie den Kontakt zu den Freundinnen und Freunden unterstützen.

 

Versuchen Sie achtsam, ehrlich und altersgerecht mit Ihren Kindern über erlebte Belastungen zu sprechen. Wenn Kinder nur diffus spüren, dass etwas nicht stimmt, führt das oft zu Ängsten und Unsicherheiten. Wichtig ist hier auch, immer wieder gut zu erklären, was Sie tun, um mit der Situation umzugehen und warum Sie auf eine gewisse Art und Weise reagieren. Sie können Ihr Kind auch fragen, wie es das Ganze erlebt, ob es Fragen hat oder sich bereits gut auskennt. Jedes Kind empfindet anders und es ist wichtig, individuell darauf einzugehen.

 

Seien Sie geduldig mit sich selbst! Oft können wir nur einen Schritt nach dem anderen machen und versuchen, die aufkommenden Themen eines nach dem anderen anzugehen und dann zu überlegen, wie wir damit gut umgehen können. Schwierige Situationen gehören zum Leben dazu. Auch wenn man es noch so gerne möchte, kann man seine Kinder nicht vor allem beschützen. Man kann Ihnen jedoch beistehen und helfen, dass sie die Herausforderungen gut meistern und sich gemeinsam dafür entscheiden, Vertrauen zu haben. Wenn Sie merken, dass Ihnen eine Situation zu belastend wird: Zögern Sie nicht und holen Sie sich Unterstützung.

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Wenn Sie sich zusätzliche Unterstützung holen möchten, stehen wir Ihnen gerne auch mit individueller Beratung zur Seite. 

Dieser Artikel wurde auf Basis der folgenden Literatur erstellt:

 

Berk, L. E. (2005). Entwicklungspschologie. München: Pearson Studium.

 

Masten, A. S. (1998). The Development of Competence in Favorable and Unfavorable Environments: Lessons from Research on Successful Children. American Psychologist , 205-220.

 

Masten, A. S., Hubbard, J., Gest, S. D., Tellegen, A., Garmezy, N., & Ramirez, M. (1999). Adaptation in the context of adversity; Pathways to resilience and maladaption from childhood to late adolescence. Development and Psychopathology, 11, 143-169.

 

Milgram, N. A. (1993). Psychosocial characteristics of resilient children. Journal of Research in Personality, 207-221.

 

Seccombe, K. (2002). "Beating the odds" versus "changing the odds": Poverty, resilience, and family policy. Journal of Marriage and the Family, 64, 384-394.

 

Smith, J., & Prior, M. (1995). Temperament and stress resilience in school-age children: A within-families study. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 34, 168-179.

 

Wyman, P. A., Cowen, E. L., Work, W. C., Hoyt-Meyers, L., Magnus, K. B., & Fragen, D. B. (1999). Caregiving and developmental factors differentiating young at-risk urban children showing resilient versus stress-affected outcomes: A replication and extension. Child Development, 70, 645-659.

 

Zimmerman, M. A., & Arunkumar, R. (1994). Resiliency research: Implications for schools and policy. Social Policy Report of the Society for Research in Child Development, 4.

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