Eltern sein
10. Mai 2021
·
5 Minuten Lesezeit

Angst: Wie gehe ich damit um?

Geschrieben von:
Corinna Harles
Corinna Harles
Artikelinfo:

Jeder von uns kennt das Gefühl von Angst. Was ist der Sinn von Angst und wie kann man mit diesem Gefühl umgehen? 

Angst ist für uns wichtig, damit wir uns in Gefahrensituationen schützen können. Auf biologischer Ebene reagieren wir dann mit Kampf, Flucht oder Totstellen. Zum Glück befinden wir uns nicht immer in Gefahrensituationen. Unser Alltag ist jedoch mit vielen Aufgaben, Anforderungen und Erwartungen gefüllt. Gleichzeitig können wir viele Dinge nicht kontrollieren und haben vielleicht auch schon einige schwierige und schlimme Erfahrungen gemacht. Wenn wir das Gefühl haben, dass sich Dinge problematisch entwickeln könnten, dass wir etwas nicht schaffen und nicht mitbeeinflussen können, bekommen wir Angst.

 

Eigentlich hat sie eine gute Intention: Sie möchte uns vor etwas, das uns zustoßen könnte, schützen. Fangen wir jedoch an zu grübeln, weil wir uns auf alle Eventualitäten vorbereiten wollen oder können wir uns nicht mehr davon distanzieren, kann die Angst unseren Alltag auch sehr belasten. Vor allem, weil unser Gehirn nicht unterscheiden kann, ob wir uns reale oder nur mögliche Katastrophenszenarien vorstellen.

 

Unser Körper reagiert in beiden Fällen mit ähnlichen physiologischen Veränderungen:

  • Das Herz fängst an zu klopfen.
  • Die Atmung wird flacher.
  • Der Körper spannt sich an.
  • Schweiß bricht aus.



Wir haben ein paar Möglichkeiten
zusammengestellt, wie man
mit der Angst umgehen kann. 

Bei sehr massiven Formen von Angst kann psychologische oder therapeutische Unterstützung hilfreich sein.

Darauf konzentrieren, was in unserer Macht steht 

Bei von außen vorgegebenen Situationen fühlen wir uns oft handlungsunfähig, weil vieles außerhalb unserer Kontrolle liegt. Versuchen Sie sich trotzdem darauf zu konzentrieren, was Sie weiterhin positiv mitbeeinflussen können. Was wir auf jeden Fall mitbestimmen können, ist unsere Haltung zur Situation, die uns Angst macht. Wie viel Raum wir medialen Inhalten zu gewissen Themen geben und wie wir unseren Alltag möglichst gut für uns und unsere Familie gestalten können.

 

Das heißt nicht, dass wir keine Ängste oder Sorgen haben dürfen – das ist völlig normal und gehört dazu. Aber wir können beeinflussen, wie wir damit umgehen. Je nachdem, wie stark Ihre Ängste in der momentanen Situation sind, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, mit ihnen umzugehen. Fühlen Sie sich gerade panisch, ist ein wichtiger erster Schritt, sich selbst wieder etwas zu beruhigen.

Umgang mit Angst als Frage des Blickwinkels

Was Sie bei Panik tun können

Nachdenken macht gerade keinen Sinn. Was helfen kann, sind Atemübungen, Bewegung z.B. im Zimmer auf der Stelle hüpfen und sich selbst zu sagen und darauf zu vertrauen, dass man die Gefühle aushalten kann und sie wieder vorbeigehen. Versuchen Sie sich durch die Flut an unangenehmen Gefühlen „durchzuatmen“. Auch, wenn man das Gefühl hat, man kann es gleich nicht mehr aushalten, wird die Angst mit der Zeit weniger und Sie kommen wieder zur Ruhe. Sie können sich selbst beruhigende Sätze sagen, wie „Ich bin sicher“ oder „Die Situation geht wieder vorbei“.

Atmung als Mittel zum Umgang mit Angst

Der Sinn von Angst

Oft wollen wir unangenehme Gefühle lieber verdrängen, damit wir uns nicht mit ihnen auseinandersetzen müssen. Leider verstärken sich unsere Gefühle dadurch und werden nur größer. Langfristig bringt es mehr, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Auch weil sie uns wichtige Informationen darüber geben, dass etwas für uns gerade nicht passt. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir durch die bewusste Auseinandersetzung dafür sorgen können, dass wir unsere Ängste nicht unbewusst auf unsere Kinder übertragen. Vielleicht hilft es hier, die eigentlich gute Intention der Angst zu sehen: Sie möchte uns vor etwas, das uns zustoßen könnte, schützen.

 

Wenn sich die starken Gefühle wieder gelegt haben, oder Sie prinzipiell zwar Angst, aber keine Panik verspüren, können Sie überlegen, was genau Ihnen gerade solche Angst macht und welche Situation sie ausgelöst hat. Wenn man konkret weiß, was los ist, kann man besser darüber nachdenken, was einem für die spezielle Situation helfen könnte.

Entspannung zum Umgang mit Angst

Geht es darum, dass Sie sich überlastet fühlen, weil Sie das Gefühl haben den vielen Anforderungen nicht gerecht zu werden? Gibt es eine Situation im Job oder in der Familie, bei der Sie befürchten, dass sie eskalieren könnte? Haben Sie Angst davor, dass Sie selbst oder Angehörige erkranken könnten? Haben Sie allgemein Angst, wie es weitergeht? Oder gibt es wirklich eine konkrete Situation, die sehr bedrohlich ist und wo Sie sich Unterstützung holen sollten?

Wege aus der Angst

Je nachdem, was Sie belastet – überlegen Sie sich Strategien, wie Sie mit der Situation umgehen können. Das macht Sie wieder handlungsfähig und schafft eine neue Perspektive.

 

Bei Überlastung im Familienalltag können Sie sich vielleicht mit Ihrem/-r Partner*in austauschen. Überlegen Sie, welche Dinge nicht zwingend notwendig sind. Wie kann man aus belastenden Situationen Stress herausnehmen und sie neu zwischen ihnen aufteilen? Legen Sie den Fokus darauf, wie Sie als Familie gut durch die angespannte Zeit kommen und versuchen Sie manche Ansprüche herunterzuschrauben. Zudem sind Auszeiten wichtig – können Sie sich irgendwie Rückzugsmöglichkeiten schaffen? Selbst, wenn sie nur kurz sein sollten. Falls Sie das Gefühl haben, dass Situationen eskalieren könnten, gehen Sie raus, nehmen Sie gegebenenfalls Ihr Kind mit. Eine effektive Art, angestaute Energie abzubauen, ist Sport: Vielleicht haben Sie Zeit, Laufen zu gehen? Oder daheim Bewegungs-Videos mit den Kindern zusammen machen? Im Internet findet man viele Onlineangebote gratis.

 

Bei manchen Themen können wir leider nicht aktiv handeln. Wir müssen abwarten, wie sich die Dinge weiterentwickeln und die Situation aushalten. Jedoch gibt es auch hier verschiedene Methoden, die uns die Situation erleichtern können. In der Meditation versucht man Gedanken zu betrachten, ohne über sie zu urteilen. Alles was hochkommt, darf da sein, zieht aber wie Wolken an uns vorbei. Natürlich braucht das einiges an Übung. Es kann jedoch gut helfen, um eine heilsame Distanz zu vielen Dingen zu erlangen. Sie zu beobachten und wahrzunehmen, ohne sofort ins Handeln zu kommen.

 

Auch andere Entspannungsmethoden wie Yoga, Gedankenreisen, Atemübungen, Tagebuch schreiben oder mit uns selbst zu sprechen und uns zu beruhigen, kann helfen. Vielleicht können Sie auch mit Ihren Kindern kuscheln oder mit Freunden, die Ihnen nahestehen, telefonieren. So können Sie vielleicht neue Perpektiven einnehmen und fühlen sich unterstützt. Wenn Ihnen gerade niemand einfällt, der Verständnis für Sie hat, können Sie auch bei Telefonhotlines anrufen, wo Ihnen rund um die Uhr jemand zuhört. Wichtig ist, dass Sie merken, dass Sie nicht alleine sind und es jemanden gibt, der Sie in Ihrer Angst ein bisschen auffängt.

TUN SIE 

SICH

ETWAS GUTES!

Kochen Sie Ihr Lieblingsessen, nehmen Sie ein Bad, hören Sie mit Ihren Kindern Geschichten an, die Sie schon früher schon gerne mochten, schauen Sie sich eine lustige Serie an, kuscheln Sie sich auf die Couch oder legen Sie Ihre Lieblingsmusik auf. Seien Sie kreativ und passen Sie auf sich auf.

VIDEO-BERATUNG ONLINE

Ein Gespräch bringt Entlastung. Wenn Sie noch Fragen haben oder Ihre persönliche Situation besprechen wollen: Melden Sie sich bei uns! 

aktuelle artikel:

Sexualität & Aufklärung

Doktorspiele: Was Eltern dazu wissen sollten

Für viele Eltern und Pädagog:innen ist es ein großer Schreck, wenn sie mitbekommen, dass Kinder sich gegenseitig an den Geschlechtsteilen berühren. Wie Sie als Eltern oder Pädagog:innen damit umgehen können, erfahren Sie im nachstehenden Artikel.

Sexualität & Aufklärung

Erste Beziehung: Mein Kind will beim Freund:in übernachten

Die Frage, beim Freund oder der Freundin übernachten zu wollen, kommt in den meisten Fällen gefühlsmäßig früher als später. Wie Sie mit dieser Situation umgehen können, erfahren Sie hier.

Schule & Lernen

5 Fragen an die... Culture School

Die Culture School Schulklassenbegleitung behandelt Themen wie interkulturelle Vielfalt, Toleranz, Vorurteile und fördert damit die Klassengemeinschaft. Teilnehmende Schulklassen werden ein ganzes Semester begleitet.

Krisen & psych. Auffälligkeiten

Suizidgedanken bei Jugendlichen – wie reagieren?

Wie können Eltern mit der Verzweiflung der eigenen Kinder umgehen? Wie reagiert man, wenn Kinder Suizidgedanken äußern?
Schule & Lernen

"Ich werde YouTuber:in"

Immer mehr Jugendliche wollen selbst Videos herstellen und auf YouTube veröffentlichen. Eltern können dabei helfen, realistische Vorstellungen zu bekommen.

Krisen & psych. Auffälligkeiten

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen: was Eltern tun können

Was sind Anzeichen für eine Depression bei Kindern und Jugendlichen? Und welche Ursachen stecken dahinter? Wie Eltern gut reagieren können, wenn sie vermuten, dass ihr Kind an einer Depression leidet.

Schule & Lernen

Wenn das Halbjahrs-Zeugnis schlecht ausfällt

Was tun, wenn die Schulnachricht, das Zeugnis im Halbjahr, schlecht ausfällt und Ihr Kind sogar einen oder mehrere Fünfer hat? Wir helfen mit Tipps weiter.

Erziehung

Vom Umgang mit Wutanfällen

Als Elternteil ist man im Familienleben oft mit Wut und Ärger der eigenen Kinder konfrontiert. Der Umgang mit den starken Emotionen kann schwierig und herausfordernd sein.

Erziehung

Geschwister: Liebe und Rivalität

Was Geschwisterbeziehungen besonders macht, wie man Rivalität unter Geschwistern nicht noch zusätzlich schürt und vieles mehr rund um das Thema Bruder und/oder Schwester.

Schule & Lernen

5 Fragen an... Learning Circle

Der Learning Circle ist eine digitale 1 zu 1 Lernbegleitung für Kinder & Jugendliche aus der Unterstufe im Alter von 10-14 Jahren. Jedes Kind lernt wöchentlich 90 Minuten online mit einem sorgfältig ausgewählten Lern-Coach.

Erziehung

Der Geschenke-Ratgeber

Ob Weihnachten oder Geburtstag: Wenn ein Anlass vor der Tür steht, bedeutet das auch die Suche nach dem passenden Geschenk. Tipps und Ideen sind gefragt, gerade bei Kindern und Jugendlichen fällt es oft schwer, etwas zu finden, das Freude bereitet. Dieser Artikel soll helfen, das passende Geschenk zu finden.

Schule & Lernen

Sinnvoll spielen: Wie Sensorische Integrationstherapie Ihrem Kind helfen kann

Sensorische Integration (SI) ist ein wichtiger Begriff in der Entwicklung von Kindern. Doch was genau bedeutet SI und was erwartet Eltern und Kinder, wenn sie sich mit diesem Konzept auseinandersetzen? In diesem Artikel erfahren Sie viel Wichtiges, was Sie über SI wissen müssen.

Eltern sein

Das erste Weihnachten nach der Trennung

Für Scheidungskinder aber, oder Kinder, in deren Familie ein nahestehender Mensch gestorben ist, ist das "Fest der Liebe" eine schwierige Zeit. Was tun, wenn sich Mama und Papa vor kurzem getrennt haben? 

Eltern sein

10 Tipps für ein entspanntes Weihnachtsfest

Die Feiertage bergen Konfliktpotenzial. Wir haben einige Anregungen, wie Sie Festtagsfrust und Familienstress vermeiden können.

Medienerziehung

Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen

Digitale Medien wie Handy, Computer, Konsole, Tablet und Fernseher dürfen ein Teil der Freizeitbeschäftigung sein. Problematisch wird es, wenn sie zur alleinigen Gestaltung der Freizeit werden.

Medienerziehung

Mediennutzung in der Familie

Wie viel Bildschirmzeit, ab wann ein eigenes Handy, und was ist mit der Sicherheit online: Die Nutzung von digitalen Medien ist für viele Eltern ein großes Thema. Der folgende Artikel unterstützt mit Tipps und hat Antworten, wie Sie in Ihrer Familie damit gut umgehen können.

Krisen & psych. Auffälligkeiten

Resilienz einfach erklärt

Das Konzept der Resilienz erklärt, warum manche Kinder eine Krise ohne bleibende Beeinträchtigungen überstehen.

Erziehung

Halloween - was ist der Reiz am Grusel?

Warum Gruseln Spaß machen kann und was zu einem gelungen Fest dazugehört - unsere Tipps für Eltern und Familien ohne Halloween-Erfahrung aus der eigenen Kindheit.

Erziehung

Der Taschengeld-Ratgeber

"Mama, Papa, ich habe kein Geld mehr!" - leidiges Thema Taschengeld. Wie viel sollte man geben und was muss man sonst noch beachten? Die wichtigsten Fakten zu Ihrer Orientierung.

Eltern sein

Die Vaterrolle: Was macht einen guten Vater aus?

Was es bedeutet, ein Vater zu sein, hat sich innerhalb weniger Generationen stark verändert. Wie können Väter gut mit ihrer "neuen" Vaterrolle umgehen, welche Probleme können sie dabei erleben?