6 Tipps, wie Eltern ein gesundes Essverhalten vermitteln können
Unsere Gesellschaft ist stark von Schönheitsidealen geprägt – viele stehen auch in Zusammenhang mit Essen und Ernährung. Einerseits möchte man schlank sein, anderseits auf die Gesundheit achten, sich aber auch nicht zu sehr einschränken und die Lust am Essen nicht verlieren. Weder zu streng mit sich zu sein und schon früh Diäten zu beginnen, noch die Strategie, unangenehme Gefühle mit Essen zu beruhigen, sind besonders hilfreich. Gerade wenn man Kinder hat, steigt der Druck nochmal, ernährungstechnisch alles „richtig“ zu machen. Doch, wie kann man seinem Kind ein gesundes Körpergefühl und Essverhalten vermitteln? Und was ist das überhaupt?
Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die Sie in Ihrem Erziehungsalltag aufgreifen können.
Gut zu wissen: Viel wichtiger als das, was Sie Ihrem Nachwuchs sagen, ist, was Sie vorleben. Erziehung zu einem gesunden Essverhalten beginnt also damit, den eigenen Bezug zu Essen und Ernährung kritisch zu hinterfragen.
#1 Was tut mir gut?
Ein gesundes Essverhalten macht aus, dass man dem Körper das gibt, was er gerade braucht. Dafür ist es ganz wesentlich, zu lernen, auf sich selber zu hören und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen.
Eine einfache Frage in dem Zusammenhang ist: „Was tut mir gut?“. Fördern Sie Ihr Kind darin, ein Bewusstsein für Hunger und Sattheit zu entwickeln, z.B. indem Sie in Ruhe Essen, auch Pausen machen, Nachfragen, ob Ihr Kind satt ist und das dann auch ernst nehmen.
Das gleiche gilt für Bewegung. Es ist gut, wenn Bewegung Teil des Alltags ist. Und es ist wichtig, wenn man selbst spürt, dass das „Auspowern“ gut tut und Sport Spaß macht oder entspannt und man sich abreagieren und negative Energie abbauen kann.
Umgekehrt ist es aber genauso wichtig, auf sich zu hören, wann Ruhe besser ist, z.B. wenn man gerade verkühlt oder sehr erschöpft ist. Bewegung erfüllt viele Funktionen und sollte nicht hauptsächlich als Mittel, um „dünn“ zu werden, dargestellt werden.
#2 Gesund einkaufen
Gesunde Ernährung beginnt schon beim Einkauf. Schließlich ist es recht logisch, dass das, was gekauft wird, auch später gegessen wird. Es ist leichter, gesund einzukaufen, wenn man gerade nicht hungrig ist. Man kann auch ruhig die Ernährungspyramide zur Orientierung beachten: Schauen Sie, dass die Lebensmittel im Einkaufswagen darauf abgestimmt sind. Informationen zur österreichischen Ernährungspyramide finden Sie auf dem öffentlichen Gesundheitsportal gesundheit.gv.at.
Gleichzeitig geht es aber auch nicht darum, übergenau zu sein. Ausnahmen sind erlaubt und es zählt, dass man im Großen und Ganzen auf gesunde Ernährung achtet.
#3 Essen als Genuss ist positiv
Die Lust am Essen ist etwas Schönes. Als Familie kann man das fördern: Planen Sie gemeinsam Mahlzeiten, kochen Sie gemeinsam (dazu gehören auch Aufgaben wie Tisch decken) und essen Sie gemeinsam.
Im Alltag ist das nicht immer möglich. Vielleicht können Sie aber versuchen, zumindest eine Mahlzeit am Tag gemeinsam zu essen. Oder sich als Ziel setzen, das zumindest am Wochenende zu machen.
Hungrig kochen
ist nicht
ideal
#4 komplimente
Die (sozialen) Medien sind voll von gesunden, perfekt aussehenden Körpern. Das kann einen großen Druck erzeugen, gerade bei Jugendlichen. Eltern können entgegenwirken, indem sie auch die Fähigkeiten ihres Kindes hervorheben.
Komplimente sollten sich nicht nur aufs Aussehen beziehen, sondern auch auf das, was das Kind ausmacht. Mehr dazu, wie digitale Medien Körperbilder beeinflussen, haben wir auch in einem eigenen Beitrag zusammengefasst.
#5 in ruhe essen
In einer perfekten Welt würden wir alle jeden Tag frisch gekochtes Essen essen. Der Alltag sieht anders aus, und das ist auch ok so. Wenn es Tiefkühlkost oder Take Away gibt, kann man ja trotzdem darauf schauen, dass man die Speisen am Teller „serviert“. Zur Ruhe gehört auch, dass man sich auf das Essen konzentriert, nicht nebenher liest oder mit dem Handy spielt.
Am Esstisch sollte man auch nicht versuchen, Probleme und schwierige Themen zu lösen, sondern sich dafür lieber danach für ein eigenes Gespräch Zeit nehmen.
#6 essen ist essen
Früher war es durchaus verbreitet, Essensentzug als Strafe einzusetzen ("dann gehst du ohne Abendessen ins Bett") – das ist heute zum Glück nicht mehr so. Als Belohnung oder Trost ist das sprichwörtliche „Zuckerl“ aber durchaus im Einsatz. Zur Vermittlung eines gesunden Ernährungsverhalten ist es aber wichtig, dass Essen nicht überhöht wird in seiner Bedeutung. Sondern einfach etwas bleibt, das für uns alle zum Überleben notwendig ist. Guten Appetit!
Danke Rahel Jahoda von intakt Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen für die fachliche Unterstützung bei der Entstehung dieses Beitrags.