Häufige Fragen und Antworten zur Ernährung bei Kleinkindern
#1 Einseitiger speiseplan
Viele kennen es: Das Kind beschränkt die Liste der möglichen Lebensmittel auf einige wenige, Obst und Gemüse werden generell verweigert. Die geliebten Nudeln werden "nackt" gegessen, und selbst der Schnittlauch in der Suppe in schon zu viel "grün".
Besorgte Eltern fragen sich dann: Bis zu welchem Punkt ist das ok, ab wann ist dieses einseitige Essverhalten problematisch? Und: Gibt es Tipps, was Eltern in dieser Situation tun können?
Die Essgewohnheiten von Kindern sind oft sehr speziell und von Kind zu Kind unterschiedlich. Speisen, die heute noch liebend gern gegessen wurden, werden morgen vielleicht schon nicht mehr gemocht oder umgekehrt. Oft wollen Kinder durch Herumnörgeln am Essen einfach nur Aufmerksamkeit von den Eltern erhalten. Eltern sollten versuchen so wenig wie möglich darauf zu reagieren. Kämpfe bei Tisch bringen nichts. Besser ruhig bleiben und nicht übers Essen diskutieren. Auch zum Aufessen einer Speise sollte nicht gezwungen werden. Erfolgversprechender ist die Betonung des guten Geschmacks einer Speise („Probier das, das schmeckt richtig gut!“) sowie das stillschweigende Servieren unbeliebter Speisen oder Lebensmittel.
Wird zu wenig Gemüse und Obst gegessen, kann immer ein bisschen mehr Gemüse geben werden z. B. versteckt in Suppen, Saucen etc. Obst und Gemüse sollte auch immer griffbereit bereitstehen und mundgerecht angeboten werden z. B. als Obstspießchen oder Gemüsesticks. Lustiges anrichten als Gemüse-Gesicht, Gemüse-Tier animiert ebenfalls zum Essen.
#2 aufessen
Muss ein Kind die Portion am Teller aufessen, um die es gerade eben noch gebeten hat? Niemand soll zum Essen gezwungen werden, wenn kein Hunger mehr da ist. Aber wie geht man damit um, wenn z.B. anderswo, wie im Kindergarten oder bei den Großeltern die Erwartung besteht?
Kinder verfügen normalerweise über ein gut funktionierendes Hunger- und Sättigungsgefühl. Kinder essen, wenn sie Hunger haben und hören dann auf, wenn sie satt sind. Ein falsch erlerntes Essverhalten kann jedoch dazu führen, dass die natürlichen Sättigungssignale nicht mehr wahrgenommen werden. Bei Anzeichen von Sättigung sollte die Mahlzeitenaufnahme beendet und Kinder nicht zum Essen gezwungen werden. Wird aufessen z. B. im Kindergarten erwartet, sollte das Gespräch mit der Pädagogin oder dem Pädagogen gesucht werden. Es sollte der Wunsch des Kindes respektiert werden, damit kein falsches Ernährungsverhalten angelernt wird. Zwang und Bevormundung verstärken meist die Ablehnung.
#3 probieren
Was man nicht zumindest einmal gekostet hat, kann man ja gar nicht schmackhaft finden. Aus dieser Überlegung heraus möchten viele Eltern, dass ihr Kind jedes Lebensmittel, jede gekochte Speise zumindest einmal probiert.
Oder soll gleich mehrere Male probiert werden? Aber: Ist das sinnvoll?
Kinder essen das, was sie kennen und mögen. Sie lehnen Lebensmittel, die sie nicht kennen, häufig ab. In der Regel muss man Kindern acht bis zehn Mal die Gelegenheit geben, ein neues Nahrungsmittel zu probieren. Je häufiger es angeboten wird, desto höher ist die Chancen, dass sich das Kind an den neuen Geschmack gewöhnt. Allerdings ist zu beachten, dass das Kind nicht zum Probieren gedrängt oder gezwungen wird. Lieber immer wieder anbieten, dazwischen etwas Zeit verstreichen lassen und in verschiedenen Varianten anbieten. Abwechslung kommt in jedem Fall gut an: Schmeckt die Karotte in gekochter Form (noch) nicht, kann man sie zum Beispiel raspeln oder in Kombination mit anderen Lebensmitteln, die schmecken, servieren z. B. in Spaghettisoße.
#4 essen verweigern
Was tun, wenn Kinder kaum etwas essen? Eltern erleben es gerade bei kleineren Kindern oft so, dass der Nachwuchs nur drei Bissen macht und dann mit dem Essen zu spielen beginnt oder gleich aufsteht vom Esstisch und wieder spielen möchte. Bis zu welchem Punkt sind "Spatzenportionen" ok, ab wann problematisch? Was können Eltern tun, wenn sie in dieser Situation sind?
Es kann vorkommen, dass manche Kinder zeitweise die Nahrung ablehnen oder kaum etwas essen. Meist legt sich die „ich-will-das-nicht-essen“-Phase wieder. Grundsätzlich gilt, dass Kinder über ein gut funktionierendes Hunger- und Sättigungsgefühl verfügen. Dabei spüren sie genau, wenn sie mehr benötigen, zum Beispiel in Wachstumsphasen. Solange die körperliche Entwicklung altersgemäß ist, besteht kein Grund zur Sorge. Wir empfehlen, dies mit einer Kinderärztin oder einem Kinderärzt zu besprechen.
Dennoch ist es wichtig, weiterhin Essen anzubieten. Es kann passieren, dass Kinder derart in ihrer Traum- und Spielwelt gefangen sind, dass sie nicht merken, wenn sie Hunger haben. Für diesen Fall sollten Eltern immer etwas zum Essen anbieten können. Wobei Obst oder eine andere gesunde Alternative dem Schokoriegel vorzuziehen ist, wie eine Banane oder ein Joghurt mit frischen Beeren.
#5 verändertes essverhalten
Auch das erleben viele Eltern: Anfangs hat das Kind viel ausprobiert, die ersten Gemüsebreie recht bald mit Begeisterung angenommen. Doch nach einiger Zeit hat sich das geändert, und das Kind ist sehr heikel geworden. Ist dieses Ernährugnsverhalten normal? oder gibt es Tipps, um das zu verhindern?
Eltern haben nichts falsch gemacht. Die Ernährungsgewohnheiten von Kindern können oft sprunghaft wechselnd sein. Eltern sollen sich nicht entmutigen lassen und Geduld haben. Wenn das Kind bestimmte Lebensmittel zeitweise nicht akzeptiert, etwas abwarten bevor das Lebensmittel zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten wird. Der Essensvorgang ist eine Zeit des Lernens und der Eltern-Kind-Interaktion. Mit dem Kind reden, Augenkontakt halten und ein liebevoller Zuspruch während des Essens wirken sich positiv aus. Kinder lernen auch durch Beobachtungen. Eltern sollen ein gutes Vorbild sein. Am besten lernen Kinder das Essen am gemeinsamen Familientisch.
weitere
tipps:
Ermöglichen Sie Ihrem Kind neue Lebensmittel mit allen Sinnen – Riechen, Sehen, Fühlen, Hören, Schmecken – kennenzulernen.
Kinder in die Zubereitung einbinden: Gemüse schneiden, Salat waschen, mitkochen oder einfach den Tisch decken.
Ein Lebensmittel zum kennenlernen in verschiedenen Varianten anbieten (z. B. Spinatknödel statt Cremespinat).
Wir danken Mag. Melanie Bruckmüller von "Richtig essen von Anfang an!" für die freundliche Unterstützung bei der Entstehung dieses Beitrags.
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