Wie beruhige ich mein Baby, wenn es sehr viel schreit?
Welche Bilder hatten Sie vor oder während der Schwangerschaft im Kopf, als Sie an das Leben mit Ihrem Baby dachten? Die Bilder von entzückend lachenden oder niedlich schlafenden Babys sind weit verbreitet. Die Realität ist jedoch häufig eine andere: das Baby weint und weint und nichts, was die Eltern tun, kann es beruhigen. Geht es Ihnen auch so? Damit sind Sie nicht allein! Besonders in den ersten drei Lebensmonaten ist es ganz normal, dass Babys weinen.
warum weinen babys?
Babys weinen, um mit uns zu kommunizieren. Ein Baby kann noch nicht sprechen oder sich auf andere Art ausdrücken. Indem sie weinen, zeigen uns Babys, dass sie etwas brauchen. Es ist Teil der gesunden Entwicklung eines Säuglings, dass es Phasen mit häufigem Weinen gibt, das von Eltern oft als Schreien wahrgenommen wird. Es gibt viele mögliche Gründe, warum Babys weinen.
Zum einen wollen Babys auf ihre Grundbedürfnisse aufmerksam machen und weinen, wenn sie müde sind, Hunger haben oder Nähe zu Mama, Papa oder anderen Personen suchen. Zum anderen können organische Ursachen wie z.B. Verdauungsstörungen oder der Reifeprozess des Neugeborenen dahinterstecken. Temperaturhaushalt, Immunsystem und Schlaf-Wach-Rhythmus entwickeln sich erst und Babys müssen sich an neue Ernährungsgewohnheiten und ihre neue Umgebung gewöhnen. Dabei haben sie viele Eindrücke aus ihrer Umwelt zu verarbeiten. Je älter sie werden, desto mehr können sie wahrnehmen, was zu einer Fülle an Reizen führt, die auf das Baby einströmen. Kurz gesagt, das Weinen ist eine natürliche Reaktion auf Entwicklungsprozesse, die ein Säugling in den ersten Lebensmonaten durchläuft.
babys
weinen oder schreien,
weil sie:
müde oder hungrig sind,
schwitzen oder frieren.
eine neue Windel brauchen.
- die Geburt oder Schwangerschaft verarbeiten (müssen).
von Reizen überflutet sind.
Ruhe brauchen.
die Nähe zu Mutter oder Vater suchen.
kuscheln möchten.
und, und, und.
Ist mein Kind ein schreibaby?
Es ist durchaus normal, dass Babys insbesondere im 2. und 3. Lebensmonat zwischen zwei und drei Stunden am Tag weinen. Besonders häufig geschieht das in den Abendstunden, wenn das Baby von den vielen
Eindrücken des Tages ermüdet ist, die Verarbeitung dieser Eindrücke es jedoch nicht zur Ruhe kommen lässt. Nach dem 3. Lebensmonat nimmt die Häufigkeit des Weinens meist wieder ab.
Bei Schreibabys kann die Dauer des Weinens erhöht sein und über den 3. Lebensmonat hinausgehen. Einen Anhaltspunkt kann die sogenannte Dreier-Regel darstellen: wenn das Baby mehr als drei Stunden am Tag, mehr als dreimal pro Woche und über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen schreit. Bei so einem exzessiven Weinen handelt es sich meist um eine Regulationsstörung, für deren Diagnostik die Dauer des Schreiens jedoch nicht ausschlaggebend ist. Wenn Sie den Verdacht haben, Ihr Kind könnte ein Schreibaby sein, wenden Sie sich an Expertinnen und Experten einer Schreiambulanz.
wie kann ich mein Kind beruhigen?
Wenn Ihr Baby schon lange weint, werden Sie vermutlich schon viel versucht haben. Es kann sehr frustrierend sein, wenn gefühlt nichts hilft. Wichtig ist, dass Sie versuchen, trotzdem möglichst ruhig zu bleiben. Je entspannter und sanfter Sie sind, desto leichter wird es Ihrem Baby fallen, sich zu beruhigen.
Versuchen Sie, sich auf wenige, gleichbleibende Beruhigungsstrategien zu konzentrieren. Ihr Baby beruhigt sich am besten, wenn es vertraute Geräusche und Handlungen wahrnimmt. Singen oder summen Sie z.B. immer eine bestimmte Melodie, während Sie Ihrem Baby den Bauch massieren. Wenn Sie immer wieder etwas Neues ausprobieren, könnten Sie Ihr Baby mit den unbekannten Reizen überfordern. Es braucht viel Geduld, immer die gleichen Strategien anzuwenden, wenn diese scheinbar keine Wirkung haben. Versuchen Sie es dennoch, denn häufig sind viele Wiederholungen nötig, um eine Veränderung zu bewirken!
Welches die passenden Beruhigungsstrategien für Sie und Ihr Baby sind, müssen Sie selbst herausfinden. Hier ein paar Ideen:
Schaukeln Sie Ihr Baby sanft auf dem Arm.
Singen Sie ein Lied, sprechen Sie mit ruhiger Stimme zum Baby oder sorgen Sie für beruhigende Hintergrundgeräusche.
Massieren Sie dem Baby sanft Bauch und Rücken.
Gehen Sie mit dem Baby in der Trage oder im Kinderwagen spazieren.
Wechseln Sie sich mit einer anderen Bezugsperson ab.
wie kann ich mich selbst beruhigen?
Das wesentlichste zuerst: Sie sind keine schlechte Mutter / kein schlechter Vater, wenn es Ihnen nicht gelingt, Ihr Baby zu beruhigen! Rufen Sie sich diesen Satz immer in Erinnerung, wenn Sie das Gefühl haben, mit den Nerven am Ende zu sein.
Es ist auch vollkommen in Ordnung, sich Unterstützung aus dem Umfeld zu holen. Wechseln Sie sich nach Möglichkeit mit anderen Bezugspersonen ab, um sich gegenseitig zu entlasten und Ruhepausen zu gönnen. Nutzen Sie Großeltern, Freunde und Freundinnen sowie Nachbarn und Nachbarinnen um zwischendurch etwas Zeit für sich zu haben und um neue Energie zu sammeln.
Überlegen Sie, was Ihnen gut tut und wie es Ihnen gelingen könnte, sich in einer belastenden Situation zu beruhigen. Wie auch bei Ihrem Kind, gibt es dabei keine universelle Strategie. Hier ein paar Ideen:
Konzentrieren Sie sich auf angenehme Gerüche in Ihrer Umgebung. Vielleicht haben Sie ein wohlriechendes Duftfläschchen oder eine Seife bei der Hand. Riechen Sie daran und atmen Sie tief ein und aus.
Spielen Sie ihren persönlichen Entspannungssoundtrack ab. Z.B. das Geräusch von Regen, Meeresrauschen oder sonstige beruhigende Klänge.
Suchen Sie sich einen angenehmen anfühlenden Gegenstand, den Sie bei Bedarf anfassen können. Genießen Sie die Beschaffenheit der Oberfläche.
Bewegen Sie sich. Strecken Sie sich durch, lassen Sie die Hüften kreisen oder gehen Sie spazieren.
Trinken Sie ein Glas kühles Wasser. Achten Sie auf das angenehm frische Gefühl, wenn Sie einen Schluck nehmen.
wann sollte ich mir hilfe holen?
Es kann vorkommen, dass alle Bemühungen vergebens sind und sich ihr Kind (noch) nicht beruhigen lässt. Wenn Sie das Gefühl haben, mit Ihren Kräften am Ende zu sein und merken, dass Sie Ihre Beherrschung verlieren, gehen Sie wie folgt vor:
- Legen Sie Ihr Baby an einen sicheren Ort, z. B. ins Gitterbett oder auf den Boden.
- Verlassen Sie den Raum (aber bleiben Sie in der Nähe).
- Atmen Sie durch. Zählen Sie beim langsamen Ein- und Ausatmen immer bis 4.
- Schauen Sie alle paar Minuten nach Ihrem Kind.
- Holen Sie sich, wenn nötig, unbedingt rechtzeitig Hilfe und Unterstützung.
Eltern, die die Beherrschung verlieren, könnten in ihrer Verzweiflung das Baby schütteln, es hart ins Gitterbett oder auf den Wickeltisch drücken oder ihm den Mund zuhalten. Tun Sie das niemals! Damit können Sie ihrem Baby bleibende Schäden zufügen.
Fachkräfte können Ihnen noch weitere Methoden zum Beruhigen Ihres Babys zeigen. Oft hilft es schon, aussprechen zu können, dass Sie mit ihren Kräften am Ende sind.
Wo finde ich Hilfe und Unterstützung?
Beim Kinderarzt/-ärztin, Hausarzt/-ärztin, Kinderambulanzen in den Spitälern.
Frühe Hilfen
In Wien: gutbegleitet-Frühe Hilfen Wien
Infobroschüre des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) zum Download
weitere infos:
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Ein Gespräch kann Entlastung bringen. Wenn Sie sich zusätzliche Unterstützung holen möchten, stehen wir Ihnen gerne mit individueller Beratung zur Seite.