Emotionales Essen bei Kindern
Essen gehört zu unserem Alltag dazu und sichert unser Überleben. Doch Essen ist viel mehr als nur reine Nahrungsaufnahme, es ist von Geburt an stark mit Gefühlen verknüpft. So ist das Stillen die erste Verständigung zwischen Säugling und Mutter. Da ist es für Kinder naheliegend, auch in schwierigen Situationen, über das Essen zu reagieren.
Doch manchmal entwickelt sich bei Kindern und Jugendlichen daraus ein problematisches Essverhalten bzw. ernstzunehmende Essstörungen.
Essen als strategie zur problemlösung?
Kinder verweigern das Essen, weil sie überfordert sind oder beruhigen sich bei Ängsten mit Süßigkeiten. Je nach Erziehung werden diese kindlichen Lösungsansätze noch zusätzlich verstärkt oder es werden alternative Möglichkeiten erlernt, um mit Gefühlen umzugehen. Säuglinge und Kinder spüren ganz genau, wie viel Nahrung sie benötigen. Vertrauen Sie auf Ihr Kind, so bleibt das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl erhalten.
Essen ist Genuss, sollte aber keine regelmäßige Belohnung sein. Belohnen Sie Ihr Kind eher mit Zuwendung und mit gemeinsam verbrachter Zeit. Schon im frühen Kindesalter bzw. in der Schwangerschaft wird oft der Grundstein für Übergewicht gelegt.
Jugendliches essverhalten
Gerade auch später in der Pubertät, spielt das Essen eine entscheidende Rolle. Einerseits stellt es eine Möglichkeit dar, uns Eltern die Grenzen aufzuzeigen, anderseits ist unser Nachwuchs in dieser schwierigen Zeit mit einer Reihe von Entwicklungsaufgaben konfrontiert. Das Ablösen vom Elternhaus, die beginnende Sexualität, das Akzeptieren des sich verändernden Körpers und vieles mehr.
Dem gegenüber steht dann auch noch ein enormer gesellschaftlicher Druck, in der Schule zu bestehen, sich für eine Ausbildung zu entscheiden und möglichst gut auszusehen, wobei sich häufig an Vorbildern in den sozialen Netzwerken orientiert wird.
Magersucht, Bulimie, Binge eating Disorder
Der Übergang von einem problematischen Essverhalten zu einer Essstörung ist fließend. Wenn wir von Essproblemen sprechen, geht es im Allgemeinen um die drei großen Bereiche der Magersucht, der Bulimie und der Binge Eating Disorder.
Klassische Essstörungen sind wie eben beschrieben kein Ernährungsproblem, sondern Lösungsversuche für tiefer liegende psychische Probleme. Das Essen bzw. Hungern steht für den Versuch, Probleme zu lösen, für Protest, Ablehnung oder Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse.
Die Entstehung einer Essstörung ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig und wir können z.B. gesellschaftliche und genetische Faktoren nicht direkt beeinflussen. Trotzdem gibt es einiges, was Sie als Eltern tun können.
Einen guten umgang mit gefühlen schaffen...
... kann vor Essstörungen schützen.
zeigen dürfen
Achten Sie darauf, dass in Ihrer Familie alle Gefühle akzeptiert und gezeigt werden dürfen – auch negative Gefühle und Erlebnisse gehören dazu.
Austausch
Sprechen Sie miteinander und versuchen Sie, unterschiedliche Meinungen, Wünsche und Interessen zu akzeptieren und Kompromisse zu finden.
gehören dazu
Streit ist ok und darf vorkommen. Wenn möglich, konstruktiv streiten - und versöhnen.
ist Essen
Achten Sie darauf, Essen nicht als Belohnung, Trost oder Strafe einzusetzen.
du
bist etwas
wert,
...egal was du leistest.
In unserer Leistungsgesellschaft entsteht schnell das Gefühl, dass man nur dann etwas wert ist, wenn man Leistung bringt. Gerade hier ist es wichtig, sich klar zu machen, dass man viele gute Fähigkeiten und Eigenschaften hat und es auch okay ist, wenn mal etwas nicht klappt, oder man eine Pause braucht.
Reflektieren Sie Ihre eigene Einstellung zu dem Thema und versuchen Sie, von Ihrem Kind keine Höchstleistungen zu fordern.
Bieten Sie alternative Möglichkeiten an, um mit schwierigen Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Anspannung und Enttäuschung umzugehen. Bieten Sie das Gespräch an, Trösten Sie Ihr Kind zB mit einer Umarmung und versuchen Sie auszuhalten und anzuerkennen, wie es Ihrem Kind gerade geht.
Sie können im Vorfeld eine Schatzkiste machen, wo Ideen drin sind, die Ihrem Kind beim Umgang mit schwierigen Gefühlen gut tun. Das kann z.B. sein, etwas zu kneten, rauszugehen, eine Geschichte anzuhören, etwas zu malen usw. Dieser Tipp und weitere Unterstützung kommt von INTAKT, Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen.
das kann
sonst noch hilfreich
sein:
Reflektieren Sie Ihren eigenen Umgang mit Essen und Ihrem Körper – Sie sind ein wichtiges Vorbild für Ihr Kind.
Schaffen Sie eine gute Esskultur innerhalb der Familie.
Welchen Influencer:innen folgt Ihr Kind und was fasziniert ihn/sie an ihnen? Zeigen Sie Interesse. Hinterfragen Sie gemeinsam die propagierten Schönheitsideale und empfohlenen Produkte.
Stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes, indem Sie den Fokus darauf legen, was es gerne an sich mag und was es gut kann. Unterstützen Sie Freundschaften, Hobbys und Interessen.
Erste Hilfsangebote:
Hotline für Essstörungen : 0800 20 11 20
Sowhat Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen
Intakt Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen
online Video-beratung
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