Krisen & psych. Auffälligkeiten
03. Jan. 2022
·
6 Minuten Lesezeit

Essstörungen - erkennen und darüber sprechen

Geschrieben von:
Elternseite Team
Elternseite Team
Corinna Harles
Corinna Harles
Artikelinfo:

Der Verdacht, das eigene Kind könnte an einer Essstörung leiden, ist für Eltern meist sehr belastend. Dazu kommt die Unsicherheit, denn nicht jedes ungewöhnliche Essverhalten ist gleich eine Essstörung.

Hat mein Kind eine Essstörung?

Was ist eine essstörung?

Bei einer Essstörung ist das Essen nicht mehr unbeschwert und lustvoll. Hinter dem gestörten Essverhalten stehen seelische Probleme.

 

Es werden mehrere Arten von Essstörungen unterschieden, die auch ineinander übergehen oder einander abwechseln können.

 

Hier die Hauptformen:

Magersucht (Anorexia nervosa): Dabei nehmen die Betroffenen stark ab bis hin zu sichtbarem Untergewicht. Der abgemagerte Körper ist für die Betroffenen aber weiterhin dick und unförmig.


Bulimie (Bulemia Nervosa): Die Betroffenen haben Heißhungeranfälle und versuchen anschließend, das Verhalten „rückgängig“ zu machen (z.B. durch Erbrechen oder Einnahme von Abführmitteln).


Essattacken mit Kontrollverlust (Binge Eating Disorder): Hier kommt es zu Essanfällen, ohne dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Betroffene sind häufig übergewichtig.

 

Orthorexie (Orthorexia Nevosa): Die Betroffenen versuchen, sich zwanghaft gesund zu ernähren. Häufig meiden sie Essen in Gesellschaft oder Speisen, die sie nicht selbst zubereitet haben. Es handelt sich um kein eigenständig anerkanntes Krankheitsbild, es kann aber eine Vorstufe von Magersucht oder ein Teilsymptom einer Essstörung sein.

 

Eine Essstörung hat meist mehrere Gründe (u.a. genetische Faktoren, Belastungen im Umfeld, eigene Persönlichkeit und gesellschaftliche Faktoren).

Tomatensauce und Buchstabennudeln formen das Wort Help

auf welche warnzeichen können eltern achten?

Hier sind einige Beispiele für Warnhinweise auf eine Essstörung:

  • Ihr Kind kontrolliert regelmäßig sein Gewicht.

  • Aus ungewöhnlichen Essgewohnheiten und Diäten ist ein Dauerzustand geworden.

  • Die Einstellung zum Essen hat sich verändert und es wird nicht mehr mit Genuss gegessen.

  • Ihr Kind findet sich zu dick, hat große Angst zuzunehmen, obwohl andere sagen, dass es dünn ist.
  • Gemeinsames Essen wird gemieden.
  • Zum Ausgleich wird übermäßig viel Sport getrieben.
  • Nachdem Ihr Kind auf der Toilette war, riecht es nach Erbrochenem.
  • Ihr Kind hat stark an Gewicht verloren oder zugenommen.
  • Es verschwinden Lebensmittel aus dem Kühlschrank.

Das gespräch suchen und hilfe holen

Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind über Ihren Verdacht sprechen. Suchen Sie in einem ruhigen Moment das Gespräch und sprechen Sie Ihre Beobachtungen sachlich an (z.B. "Mir ist aufgefallen, dass...“). Dann können die damit verbundenen Gefühle besprochen werden ("Ich mache mir Sorgen, dass ..."). Bedenken Sie, dass Essstörungen Ausdruck davon sind, dass es Ihrem Kind psychisch nicht gut geht. Es ist daher wichtig, Ihr Kind zu fragen, wie es ihm geht und sich nicht vorrangig auf das Thema Essen zu konzentrieren. Das kann für Betroffene kränkend sein.

 

Auch wenn das manchmal schwerfällt, versuchen Sie, ruhig zu bleiben und Ihrem Kind keine Vorwürfe zu machen. Es kann sein, dass Ihr Kind zunächst sehr emotional reagiert, oder alles abstreitet. Kommen Sie zu einem späteren Zeitpunkt auf das Thema zurück. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Kind im Falle einer Essstörung derzeit nicht normal Essen kann und versuchen Sie Verständnis dafür zu haben. Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Essen.

 

Essstörungen können ernste Folgen haben, daher ist es wichtig, den Verdacht abklären zu lassen. Sollte er sich bestätigen, dann sollten Sie Ihr Kind dabei unterstützen, ärztliche und psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Oft kann es länger dauern, bis Betroffene einsehen, dass sie krank sind und Hilfe brauchen. Versuchen Sie geduldig zu sein und ihr Kind zu ermutigen.

 

Eine Essstörung ist nicht nur für die Betroffenen belastend, sondern auch für die restlichen Familienmitglieder. Doch auch für diese gibt es Unterstützungsangebote, zum Beispiel Informationsmaterialien, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen.

tipps

für betroffene familien:

  • Zeigen Sie Interesse dafür, wie es Ihrem Kind geht.

  • Bieten Sie Ihrem Kind an, mit außenstehenden Personen zu sprechen, zum Beispiel über die Rat auf Draht Notrufnummer 147

  • Informieren Sie sich über das Thema Essstörungen und wie es Betroffenen damit geht.

  • Zeigen Sie Verständnis dafür, dass Ihr Kind gerade nicht normal essen kann.

  • Lassen Sie Ihr Kind zumindest ärztlich abklären, wenn es noch nicht bereit für weitere Unterstützungsangebote sein sollte.

  • Holen Sie sich selbst Hilfe.

Vermeiden Sie Vorwürfe.

Erste Hilfsangebote:

Hotline für Essstörungen : 0800 20 11 20

 

Sowhat Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen

 

Intakt  Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen

online Video-beratung

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