Kindergarten
08. Aug. 2022
·
5 Minuten Lesezeit

Tipps zur Kindergarteneingewöhnung

Geschrieben von:
Elternseite Team
Elternseite Team
Artikelinfo:

Der Übergang des Kindes von der Familie in eine Kindertageseinrichtung ist für Kinder wie Eltern ein aufregendes Ereignis. Was Sie als Eltern darüber wissen sollten und welche Tipps die Eingewöhnung unterstützen könnten, lesen Sie hier. 

 

Für viele Kinder ist die Eingewöhnung in den Kindergarten, die Kinderkrippe oder Kindertagesstätte die erste Trennung von den Bezugspersonen, die über einen längeren Zeitraum geht, und damit eine große Umstellung im Leben. Aber auch für die Eltern ist es ein großer Schritt, der oft gar nicht so leichtfällt. Natürlich können da einige Fragen aufkommen, auf die wir hier gerne eingehen möchten.

dauer
der eingewöhnung:

Wie lange braucht die eingewöhnung?

Die Eingewöhnung in den Kindergarten ist etwas, wofür man sich Zeit nehmen sollte und was schrittweise passiert. 


Sie werden im Vorfeld ev. Neugier oder Stolz bei Ihrem Kind bemerken, dass es nun zu den „Größeren“ gehört. Auch während der Eingewöhnung wird sich Ihr Kind wahrscheinlich über die vielen neuen Eindrücke und Erlebnisse freuen. Dennoch muss  man berücksichtigen, dass die Eingewöhnung im Kindergarten für die Kinder auch einen großen Stress bedeutet. 

Alles ist neu: Das Kind kennt weder die pädagogischen Fachkräfte, die anderen Kinder noch die Räumlichkeiten oder Abläufe dort. Mit all dem müssen sie sich erst vertraut machen und eine stabile Beziehung zu der Betreuungsperson aufbauen. Durch die Trennung von den Eltern kommen teils heftige negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Sehnsucht auf. Diese Gefühle müssen Platz haben und ernst genommen werden, um dann auch positiv bewältigt werden zu können. 

 

Auch bei den Eltern bestehen meist gemischte Gefühle. Neben der Freude, z.B. wieder mehr Zeit für sich zu haben, müssen sie sich mit dem Loslassen auseinandersetzen und zulassen, dass sie die Verantwortung ein Stück weit abgeben. Sie müssen aushalten, dass sie nicht mehr über alle Dinge, die im Leben des Kindes passieren, Bescheid wissen, dass das Kind nun auch jemand anderen möglichweise sehr liebgewinnt. Zudem sind eventuell Schuldgefühle da, weil man befürchtet, sein Kind zu früh allein zu lassen. 

In Bezug auf die Dauer der Eingewöhnung sollten immer die Bedürfnisse des Kindes im Mittelpunkt stehen: Manche benötigen weniger Zeit, andere etwas mehr. 

Ein behutsames Vorgehen ist in dieser Einstiegsphase daher für alle Seiten sehr wichtig. In der Regel wird daher von vier bis sechs Wochen für die Eingewöhnung ausgegangen. Manchmal kann es aber auch länger dauern. 


Auch wenn einem dies zunächst sehr lange vorkommt und teilweise auch ein großer Druck seitens der Arbeit besteht, lohnt es sich, sich diese Zeit zu nehmen. Kinder, die gut eingewöhnt wurden, bauen meist eine positivere Beziehung zu ihren Pädagoginnen und Pädagogen auf und fühlen sich wohler im Kindergarten. Wird diese erste große Veränderung als positive Erfahrung gespeichert, wirkt sich das auch auf die nachfolgenden Veränderungssituationen günstig aus (z.B. den Schuleintritt).

ablauf
der eingewöhnung:

Wie läuft die eingewöhnung im kindergarten ab?

Besprechen Sie mit Ihrem Kindergarten die Vorgehensweise bei der Eingewöhnung! Es empfiehlt sich, einen sanften Übergang von der Familie in die Fremdbetreuung zu gestalten. Dazu sind die Eltern meist eine Zeit lang begleitend in der Gruppe. Durch die Anwesenheit eines Elternteils hat das Kind die Möglichkeit, seine neue Umgebung und seine neuen Bezugspersonen kennenzulernen, aber auch die Sicherheit, zu seinen Eltern kommen zu können, wenn es Nähe benötigt oder verunsichert ist. Hat sich das Kind schon etwas an seine neue Umgebung gewöhnt, können erste Trennungsversuche stattfinden, bei denen die Eltern kurz den Raum verlassen. Reagiert das Kind sehr irritiert, soll die Bezugsperson sofort wieder zurückkommen. Wird die Trennung gut angenommen durch das Kind, werden dann schrittweise zunehmend längere Trennungsphasen eingeführt. 

Beachten Sie, dass gerade, wenn eine gute Eltern-Kind Bindung besteht, reagiert das Kind sichtbar mit Trennungsschmerz. Doch im weiteren Verlauf der Eingewöhnung beginnt das Kind, Vertrauen in das neue Umfeld zu entwickeln und die Abläufe zu verinnerlichen. Zudem hat es dann nicht nur gesagt bekommen, dass Mama und Papa wiederkommen, sondern wirklich erlebt, dass sie das tun! Es kennt nun das Wechselbad der Gefühle, wenn es sehr traurig ist beim Abschied und die Freude beim Abholen, dass die Eltern wiederkommen und kann diese Gefühle aushalten. Doch dieser Prozess erfordert Zeit!

 

Gemeinsamer Austausch

Regelmäßige Gespräche zwischen den Eltern und den pädagogischen Fachkräften fördern das Gelingen der Eingewöhnung. Dabei können Informationen weitergegeben werden, Absprachen zum weiteren Vorgehen getroffen werden und Fragen und Sorgen geklärt werden. So können alle an einem positiven Verlauf mitwirken und das Kind merkt, dass sie alle gemeinsam für es da sind.

Kinder im Kindergarten mit Pädagogin

Wann ist die Eingewöhnung gelungen?

Viele Eltern messen eine gelungene Eingewöhnung daran, ob ihr Kind weint, wenn es in den Kindergarten kommt. Doch ob ihr Kind weint, wenn sie es in der Früh abgeben, ist kein Gradmesser dafür, dass es gut im Kindergarten angekommen ist und sich wohlfühlt


Weinen ist lediglich eine Form, wie es seinen Schmerz bzw. seine Überforderung durch die Trennung zeigen kann. Es gibt auch Kinder, die ihren Kummer nicht durch weinen zeigen, sondern in dem sie z.B. ziellos durch die Gruppe wandern, große Unruhe zeigen oder sich zurückziehen. Tauschen Sie sich hier mit dem Kindergarten aus!


Am Ende einer gelungenen Eingewöhnung wird sich das Kind von seiner Pädagogin oder seinem Pädagogen trösten lassen, wenn es Kummer hat und sich an sie oder ihn wenden, wenn es Hilfe benötigt. Zudem wird Ihr Kind ohne Sie in der Gruppe angenehme Zeit verbringen können und Interesse an den Spielangeboten und den anderen Menschen zeigen

wie können eltern die Eingewöhnung unterstützen?

Als Elternteil können Sie die Phase der Eingewöhnung positiv mitgestalten - bereits, bevor sie beginnt und auch, während sie gerade läuft.

vorher:

  • Planen Sie im Vorfeld ausreichend Zeit für die Eingewöhnung ein und besprechen Sie dies auch ggf. mit Ihrem Arbeitgeber. Dadurch können Sie sich entspannter auf das Tempo Ihres Kindes einlassen.
  • Bereiten Sie sich selbst auf die Veränderung vor. Wenn Sie merken, dass es Ihnen schwer fällt, loszulassen, versuchen Sie zu ergründen, woran das liegen könnte. Sollte es mit der gewählten Einrichtung zusammenhängen, klären Sie bereits im Vorfeld Ihre offenen Fragen und Bedenken ab. Wenn Sie sich sicher fühlen und Vertrauen in den Kindergarten haben, spürt das auch Ihr Kind und kann sich besser auf den Prozess einlassen. Auch Schnuppertage vor dem eigentlichen Start in die Fremdbetreuung können das Vertrauen stärken.
  • Bereiten Sie das Kind auf die Veränderung vor,  indem Sie z.B. Bilderbücher zu dem Thema anschauen und Lust auf den Kindergarten machen.
  • Wenn Ihr Kind bereits vor dem Start in den Kindergarten die Erfahrung gemacht hat, von Mama und Papa getrennt zu sein, erleichtert das meist die Eingewöhnung. Das kann man vorbereiten, z.B. indem man das Kind auch von den Großeltern oder einem Babysitter betreuen lässt.

während-dessen:

  • Geben Sie Ihrem Kind z.B. ein Kuscheltier oder Schmusetuch mit in den Kindergarten, denn vertraute Objekte von zu Hause geben Sicherheit und Halt.
  • Auch Fotos von der Familie, die man in den Kindergarten mitgibt, können helfen. Wenn sich Ihr Kind nach seiner Familie sehnt, kann es die Fotos ansehen. Das tröstet und gibt Sicherheit.
  • Kommt es in Absprache mit den Betreuerinnen oder Betreuern zu einem Trennungsversuch, vermeiden Sie, es in einem unbeobachteten Moment ohne Abschied den Gruppenraum zu verlassen. Viele Eltern möchten ihrem Kind „unnötigen“ Abschiedsschmerz ersparen. Doch dadurch kann beim Kind das Gefühl entstehen, verlassen worden zu sein! 
    Generell ist es beim Verabschieden hilfreich, ein Ritual einzuführen (z.B. ein Kuss, eine bestimmte Geste). Verabschieden Sie sich herzlich und klar von ihrem Kind. Ziehen Sie die Abschiede nicht in die Länge und seien Sie nicht verunsichert, wenn Ihr Kind weint oder möchte, dass Sie bleiben. Dieses Bedürfnis ist normal, nachdem es ja um die ersten Trennungserlebnisse von den Eltern geht! Besprechen Sie dieses Thema vorab mit dem Kindergarten. In der Regel empfiehlt es sich, sich dennoch zu verabschieden und an einem vereinbarten Ort zu warten. Die pädagogischen Fachkräfte werden versuchen, Ihr Kind zu trösten und zu beruhigen. Sollte dies nicht gelingen, werden Sie im Normalfall wieder zu Ihrem Kind hineingeholt.
  • Wenn Ihr Kind bei einem Elternteil besondere Trennungsschwierigkeiten zeigt, kann es hilfreich sein, wenn die Eingewöhnung vom anderen Elternteil übernommen wird.
  • Versuchen Sie, den Kindergartenbesuch mit Beginn der Eingewöhnung kontinuierlich zu gestalten und Unterbrechungen (wie z.B. durch einen Urlaub) zu vermeiden. Diese erschweren das Ankommen im Kindergarten für das Kind.
  • Vermeiden Sie weitere größere Veränderungen während der Phase der Eingewöhnung (z.B. Umzug oder Abstillen).

was, wenn die kindergarteneingewöhnung nicht klappt?

Manchmal kann sich der Prozess der Eingewöhnung sehr schwierig gestalten. Das kommt immer wieder vor, geben Sie weder sich noch Ihrem Kind Schuld daran! Das kann mit unterschiedlichen Dingen zusammenhängen. In diesem Fall kann:

  • eine professionelle Beratung neue Einblicke geben (z.B. bei einer Familienberatungsstelle oder bei uns!).
  • es hilfreich sein, den Austausch mit den pädagogischen Fachkräften zu suchen und zu besprechen, ob es sinnvoll ist, den Einstieg auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
  • möglichweise auch eine alternative Betreuungsform passender sein (z.B. Tagesmutter).

online-videoberatung

Wenn Sie noch Fragen haben oder sich zusätzliche Unterstützung holen möchten, steht Ihnen die Autorin dieses Artikels bzw. unser Berater*inneteam gerne mit individueller Beratung zur Seite. 

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