Gefahr durch K.-O. Tropfen? Was Eltern dazu wissen sollten
Unabhängig werden, mit Freunden ausgehen, verschiedene Events und Lokalitäten ausprobieren. All das gehört zum erwachsen werden dazu. Früher oder später wollen die meisten Jugendlichen das Nachtleben erkunden.
Bei Eltern weckt das auch Ängste und Sorgen – vielleicht gerade, weil sie sich an ihre Jugendzeit erinnern. Jugendliche sollen selbstständig werden dürfen. Wenn Sie als Eltern dabei gut begleiten, können mögliche Gefahren verringert werden.
UNSERE
Tipps
für sicheres Fortgehen
Sprechen Sie das Thema in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre an.
Machen Sie klar: Sie wollen das Fortgehen nicht verbieten, sondern Rahmenbedingungen vereinbaren, unter denen Sie es erlauben können.
Lassen Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter von den Fortgehplänen erzählen. Verbieten Sie nicht gleich etwas, sondern fragen Sie nach den genaueren Umständen, zum Beispiel:
- Wohin genau will er/sie gehen?
- Mit wem will er/sie dort hingehen?
- Wann und wie will er/sie wieder nach Hause kommen?So lernt Ihr Kind mit Ihnen gemeinsam Situationen und Risiken besser einzuschätzen.
Für einen eventuellen Notfall ist es hilfreich, wenn Ihr Kind eine Notiz mit Ihrer Telefonnummer in der Geldbörse hat. Das Handy hat meistens eine Sperre, die helfende Personen nicht überwinden können.
Achten Sie darauf, mit wem Ihr Kind unterwegs ist und ob Sie sich auf die Freund*innen verlassen können, dass sie aufeinander schauen und als Gruppe zusammen bleiben.
Was sind K.-O.-Tropfen?
K.-O.-Tropfen, also „Knock-Out“ Tropfen, sind Substanzen, die sehr schnell betäubend wirken. K.-O.-Tropfen sind sowohl farb- als auch geruchlos. Eventuell haben sie einen leicht bitteren, salzigen oder seifigen Beigeschmack, der aber in einem normalen Getränk nahezu unmöglich wahrgenommen werden kann. Meist werden sie in Getränke geträufelt, um das Opfer wehrlos oder bewusstlos zu machen. Leider kommen K.-O.-Tropfen auch in Österreich immer wieder vor.
Als Eltern wollen Sie natürlich, dass Ihr Kind möglichst gut geschützt ist. Die Vorstellung, dass das eigene Kind davon betroffen sein könnte, kann Ängste und Sorgen auslösen. Ein Weg, um die Gefahr zu reduzieren, ist, darüber Bescheid zu wissen und sich gut auszukennen.
Wie kann man sich vor K.-O.-Tropfen schützen?
Das Wissen über K.-O.-Tropfen und das richtige Verhalten, auch im Notfall, können schützen. Auch die Freund*innen, die gemeinsam mit Ihrem Kind ausgehen, sollten gut informiert sein.
Nur so kann niemand etwas hineintun.
Vielleicht können Sie ihrem Kind dafür ein bisschen zusätzliches Geld anbieten.
Gerade auch dann, wenn Alkohol getrunken wird. Wichtig ist hierbei, dass Ihr Kind sich auf seine/ihre Freund*innen wirklich verlassen kann!
Die Täter*innen sind sehr geschickt: Ein kurzes Wegdrehen mit dem Drink in der Hand reicht bereits. Eine sichere Möglichkeit ist nur ein original verschlossenes Getränk, das von einer Servicekraft oder Ihrem Kind selbst geöffnet wird.
Der Ort für ein Treffen sollte öffentlich sein, am besten gemeinsam mit einer Vertrauensperson, die ja ruhig ein paar Tische weiter sitzen kann. Zu Hause bei jemand Fremden oder nur wenig Bekannten ist kein geeigneter Ort für eine Begegnung.
Sehr oft spüren wir, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Wenn sich Ihre Tochter oder Ihr Sohn in einem Lokal, auf einer Party oder bei einer Bekanntschaft unwohl, unheimlich oder sogar bedroht fühlt, oder sich dort jemand eigenartig benimmt, heißt es: besser schnell weg!
Machen Sie keine Vorwürfe, sondern bieten Sie Unterstützung an. Am nächsten Tag können Sie alles in Ruhe besprechen.
Was sind mögliche Anzeichen für K.-O.-Tropfen?
Manchmal kann es trotz Vorsicht einen Verdacht auf K.-O.-Tropfen geben. Sprechen Sie mit Ihrem Kind vorab auch über mögliche Anzeichen und achten Sie selbst auf Symptome wie diese:
Plötzliches Gefühl von Schwindel, Übelkeit, Benommenheit und/oder starker Müdigkeit.
Veränderung in der Wahrnehmung, dem Bewusstsein und/oder der Beweglichkeit: z.B. Gefühl, alles aus der Distanz oder verschwommen zu sehen, wie in Watte eingepackt, unbeweglich oder willenlos zu sein,
Veränderung im dem Verhalten und Empfinden, also sich „komisch“ zu verhalten oder zu fühlen, z.B. enthemmt, euphorisch oder nicht mehr gut denken, handeln oder sich erinnern zu können.
Wie sollte man bei Anzeichen auf K.-O.-Tropfen reagieren?
Bestärken Sie ihr Kind, Anzeichen auf K.-O.-Tropfen ernst zu nehmen und sich sofort Hilfe zu holen. Wichtig dabei ist zu überlegen, wer hier schnell und gut reagieren könnte. Das kann z.B. ein/-e Freund*in sein, das Personal im Lokal oder auch direkt die Rettung. Eine schnelle Reaktion ist wichtig, weil die Wirkung der Tropfen sehr rasch eintreten kann.
Bitten Sie Ihr Kind auch darum, Ihnen eine Nachricht zu schicken, was passiert ist, wo sie/er sich gerade befindet, welche Symptome aufgetreten sind und wen sie/er bereits darüber informiert hat.
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es bei Verdacht auf K.-O.-Tropfen nicht alleine sein sollte. Er/sie kann sich auch an eine/-n Security-Mitarbeiter*in oder das Barpersonal wenden.
Im Notfall ist es wichtig, die Rettung (144) oder die Polizei (133) zu rufen. Zusammen mit Alkohol sind K.-O.-Tropfen noch gefährlicher und können schnell zu ernsthaften Kreislaufproblemen führen.
Wie kann man Nachwirkungen von K.-O.-Tropfen erkennen?
Die Nachwirkungen von K.-O.-Tropfen sind denen von einem starken „Kater“ durch zu viel Alkoholkonsum sehr ähnlich. Das macht die Einschätzung schwierig. Opfer haben oft Angst, dass ihnen niemand glaubt oder einfach angenommen wird, sie hätten „nur“ zu viel getrunken.
Mögliche Nachwirkungen
von
K.-O.-Tropfen:
Mattigkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Übelkeit bis zu Erbrechen.
Erinnerungslücken: Oft wissen die Opfer beim Aufwachen nicht mehr, was passiert ist und wie sie an den Ort gekommen sind, an dem sie nun sind. Sie haben nur ein unbestimmtes Gefühl, dass etwas passiert ist.
Manchmal kann es auch Verletzungen geben, von denen man nicht weiß, woher sie kommen.
Was tun, wenn Ihrem Kind möglicherweise K.-O.-Tropfen verabreicht wurden:
Sagen Sie Ihrem Kind unbedingt, dass Sie auf seiner Seite sind. Versuchen Sie behutsam herauszufinden, was geschehen ist. Wichtig: Jemand K.-O.-Tropfen zu geben, ist strafbar! Betroffene sind also Opfer einer Straftat und brauchen Ihre Hilfe und Unterstützung!
So können Sie unterstützen:
Versuchen Sie ruhig zu bleiben und besprechen Sie, warum es sehr wichtig ist, möglichst schnell zur Polizei, Rettung oder ins Krankenhaus zu gehen. Hier können eventuelle Verletzungen festgestellt werden und eine Untersuchung von Blut und Harn kann vorgenommen werden. Die meisten verwendeten Substanzen sind nur 12 bis höchstens 24 Stunden nachweisbar.
Begleiten Sie Ihr Kind dabei so gut wie möglich. Hören Sie zu, seien Sie da und stellen Sie klar, dass nicht das Opfer die Schuld trägt und etwas falsch gemacht hat, sondern immer nur die Täter*innen!
Bieten Sie Beratungsstellen und/oder Psychotherapie als Unterstützung an.
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