Von der coronakrise zur Energiekrise: Was müssen wir noch aushalten?
Aktuell ist die Energiekrise in den Medien sehr präsent. Wir alle spüren die stark steigenden (Energie)preise. Die aktuelle Situation kann viel Verunsicherung auslösen. Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs sind ein wichtiges Thema. Es werden sowohl Maßnahmen für den privaten Bereich als auch für öffentliche Einrichtungen überlegt. Einerseits bedeutet das finanzielle Sorgen, andererseits auch, dass Freizeitaktivitäten wieder mehr eingeschränkt werden könnten. Beispielsweise, weil Hallenbäder, Sportplätze mit Flutlichtanlagen oder Eislaufplätze geschlossen werden. Besonders schwierig ist auch, dass wir nicht wissen, wann sich die Situation wieder entspannen wird.
Es ist nicht einfach. Seit einigen Jahren müssen wir mit sehr schwierigen Situationen und Ereignisse zurechtkommen: die Coronakrise, der Klimawandel, der Ukrainekrieg. Jetzt kommt auch noch die Energiekrise dazu.
Es kostet uns sehr viel Kraft, all diese Belastungen auszuhalten und damit umzugehen. Außerdem liegen diese Ereignisse außerhalb unseres Einflussbereiches, was Gefühle wie Ohnmacht, Angst, Hilflosigkeit und Wut auslösen kann.
Was hilft, mit den bestehenden Unsicherheiten, Sorgen und Einschränkungen zurechtzukommen? Und wie kann man sein Kind unterstützen, damit es die Situation psychisch gut übersteht?
wie kann man mit kindern über krisen sprechen?
Es ist kaum möglich, das Thema von den Kindern fernzuhalten. Denn Kinder bekommen sehr viel durch ihre Umgebung mit, z.B. ist die Energiekrise in den Nachrichten, Schulen, Kindergärten und in den Sozialen Medien Thema. Auch wenn man über die eigenen Ängste nicht mit seinen Kindern spricht, spüren sie, dass etwas nicht stimmt. Das wiederum fördert ihre Ängste und Unsicherheiten. Damit Kinder keine bedrohlichen Ängste und Fantasien entwickeln, ist es wichtig, dass man ihnen hilft, die Informationsfetzen einzuordnen.
Suchen Sie in einem ruhigen Moment das Gespräch mit Ihrem Kind und fragen Sie es, was es schon weiß und wie es ihm damit geht. Gehen Sie auf die Fragen Ihres Kindes möglichst unaufgeregt ein. Beantworten Sie diese altersgemäß und ohne sie größer zu machen oder kleiner zu reden, als sie sind. Es ist normal, dass man nicht auf alle Fragen eine Antwort hat. Teilen Sie dies Ihrem Kind mit und geben Sie ihm eine Aussicht (z.B. „ich werde es nachlesen und es dir dann sagen“) bzw. trösten Sie es, wenn es aktuell noch keine Antwort auf die Frage gibt.
was
kann man
tun?
Es gibt kein Patentrezept, wie man die aktuelle Situation gut bewältigen kann. Viele von uns konnten aber bereits durch die Coronakrise wichtige Strategien entwickeln, die hilfreich für die Bewältigung von Krisen sind. Überlegen Sie, was ihnen bisher gut geholfen hat.
Hier ein paar Anregungen, wie Sie mit der aktuellen Situation umgehen können:
informieren
Manche Menschen wollen in Krisensituationen möglichst viel wissen und ständig informiert sein, andere wollen lieber ihre Ruhe haben, weil sie die Nachrichten zu belastend und bedrohlich finden. Beide Zugänge sind vollkommen legitim! Wie in vielen Dingen ist vermutlich ein Mittelweg das Beste. Ein gewisser Grad an Information ist hilfreich, um gezielter gegensteuern zu können. Wenn Sie allerdings merken, dass Ihnen die schlechten Nachrichten zu viel werden, gönnen Sie sich eine Pause!
Seien Sie zudem aufmerksam gegenüber Fake News: Falsche oder verzerrte Nachrichten sind im Internet an der Tagesordnung. Am besten informieren Sie sich bei mehreren unterschiedlichen Quellen, um ein vollständiges Bild zu bekommen. Sprechen Sie auch aktiv mit Ihrem Kind darüber, wie es Informationen kritisch hinterfragen kann. Weitere hilfreiche Tipps finden Sie hier: Saferinternet.at.
Um das Gefühl der Hilflosigkeit zu reduzieren, hilft es, aktiv zu werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie im Alltag Energie sparen können. Beziehen Sie Ihre Kinder in dieses Vorhaben mit ein.
Gerade für kleinere Kinder ist Energie ist etwas sehr Abstraktes. Daher ist es wichtig, ihnen zu veranschaulichen, wo Energie vorkommt und was wieviel Energie braucht. Dazu können Sie z.B. zuerst gemeinsam mit Ihrem Kind überlegen, welches Gerät einen Stecker hat bzw. ein Ladekabel oder Batterien benötigt. Dann können Sie z.B. ein Strommessgerät verwenden (einige Energieanbieter bieten dies gratis), um den Verbrauch zu veranschaulichen.
Sprechen Sie gemeinsam darüber, welche Maßnahmen sich in Ihrer Familie gut umsetzen lassen und wo Sie Prioritäten setzen wollen. Beginnen Sie mit kleinen Schritten, die Sie immer weiter ausweiten können und ziehen Sie nach einiger Zeit eine Zwischenbilanz (was hat gut geklappt, was weniger, was braucht man, damit es besser gelingt, etc.).
Finden Sie einen Grund für sich, warum die Maßnahmen sinnvoll sind.
Einschränkungen lassen sich besser aushalten, wenn man einen guten Grund dafür hat. Dies kann z.B. sein, dass Energiesparen gleichzeitig auch das Klima schützt.
Anregungen dazu finden Sie bei unseren Klimaschutz-Tipps für Familien.
Geben Sie Ihren Gefühlen Raum. Es ist sehr verständlich, dass in der derzeitigen Situation Ängste und Sorgen aufkommen. Sie können Ihren Kindern Ihre Gefühle (auch die negativen) zeigen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie sie nicht ungefiltert an Ihre Kinder weiter geben und damit Ängste schüren. Wenn Sie sehr emotional sind, versuchen Sie, sich zunächst zu beruhigen. Hier können z.B. Atemübungen, Entspannungsübungen oder Austausch mit nahestehenden Personen hilfreich sein. Bei Bedarf kann man sich auch professionelle Unterstützung holen.
Unterstützen Sie auch Ihre Kinder dabei, ihre Gefühle auszudrücken. Gerade bei kleineren Kindern werden Ängste und Sorgen nicht nur sprachlich geäußert, sondern zeigen sich im Verhalten oder in körperlichen Beschwerden. Für jüngere Kinder bieten sich neben dem Gespräch auch kreative/spielerische Zugänge (wie spielen und malen) oder das gemeinsame Ansehen von Bilderbüchern an, um Ängste und Sorgen besprechbar zu machen. Beruhigen Sie Ihr Kind, wenn es Angst hat, z.B. durch Körpernähe.
Um den generellen Grad an Anspannung zu senken, können Sport oder auch Entspannungstechniken wie Atemübungen, Progressive Muskelentspannung, Yoga etc. hilfreich sein. Vieles davon können auch Kinder und Jugendliche machen – regen Sie Ihr Kind dazu an.
In den letzten Jahren waren wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Manchmal fällt es dann schwer, die positiven Dinge, die auf der Welt passieren, noch bewusst mitzubekommen (beispielweise welche schönen Momente im Alltag es gab).
Zudem kann es in schwierigen Zeiten helfen, sich in Erinnerung zu rufen, was man schon alles geschafft hat. Vertrauen Sie darauf, dass Sie auch diese Situation meistern werden! Berücksichtigen Sie, dass Sie nicht alleine mit der Situation sind und dass auch beispielweise der Staat Unterstützungsmaßnahmen eingeleitet hat, um die Auswirkungen der Energiekrise zu reduzieren.
Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, gut auf sich zu achten. Schöne Erlebnisse sind wichtig, damit wir in einem inneren Gleichgewicht bleiben. Überlegen Sie gemeinsam, was Ihnen Spaß macht, bzw. Sie ablenkt und entspannt!
UNTerstützung holen
Wenn die Sorgen und Ängste bei Ihnen oder Ihren Kindern zu groß werden und beginnen, den Alltag zu überschatten, ist es wichtig, Unterstützung zu holen, z.B. bei Psychologinnen und Psychologen oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.
Sollten Sie Fragen oder Ängste in Bezug auf Ihre finanzielle Situation haben, können Sie sich auch an Sozialarbeiter:innen wenden (z.B. bei der Kinder- und Jugendhilfe oder der Caritas).
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