Erziehung kann helfen, sexuellen Missbrauch zu verhindern
Schutz durch Erziehung
Vieles von dem, was wir noch vor gar nicht allzulanger Zeit als wichtige Gefahrenerziehung verstanden haben, wie z.B. "Gehe nie mit einem Fremden mit!", hat sich als nicht hilfreich herausgestellt. Doch wie kann Erziehung schützen?
Gefühle wahrnehmen
Wichtig ist, Kinder von Beginn an anzuleiten, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und ihnen auch zu vertrauen. Je selbstverständlich es ist, auf seine Gefühle zu hören, umso eher, werden sie auch in Gefahrensituationen als Hilfe herangezogen, z. B. wenn ein Kind kein gutes Gefühl dabei hat, wenn der Onkel "lieb" zu ihm ist, wenn sich ein Geheimnis einmal nicht gut anfühlt. Fragen Sie Ihr Kind öfter nach seinen Gefühlen und nehmen Sie sie ernst, auch wenn sich das Kind vielleicht vor einem lieben, unechten Drachen im Märchenpark fürchtet.
Selbstbewusstsein stärken
Ein starkes Selbstbewusstsein bietet Schutz, denn selbstbewusste Kinder sind aus Tätersicht keine geeigneten Opfer. Loben Sie Ihr Kind für das, was es gut kann, und sehen Sie Fehler als Situationen an, aus denen man etwas lernen kann.
Kindgerechte Sexualerziehung
Kindgerechte Sexualerziehung von Beginn an ist ein wichtiger Schutzfaktor gegen sexuelle Gewalt. Kinder sollten das Gefühl haben, nicht abgewimmelt zu werden, sondern offen über sexuelle Themen sprechen zu dürfen. Es gibt für jedes Alter auch Bücher, die man sich zu Hilfe nehmen kann, um für das jeweilige Alter die richtige Sprache für Sexualaufklärung zu finden. Aufgeklärte Kinder können benennen, was ihnen widerfahren ist.
Der eigene Körper und die eigenen Grenzen müssen Thema präventiver Erziehung sein. Kinder müssen lernen, dass ihr eigener Körper nur ihnen gehört und sie bestimmen dürfen, was damit geschieht. Wichtig ist, dass auch Sie als Eltern die Grenzen Ihrer Kinder wahren bzw. erlauben, dass die Kinder auf die Einhaltung bestehen. Möchte Ihr Kind heute nicht mit Ihnen kuscheln, ist es wichtig, das anzuerkennen. Auch wenn das Kind der Oma kein Bussi geben möchte, sollten Sie es dabei unterstützen, z. B. mit: "Das ist okay, vielleicht möchtest du der Oma dafür winken?"
Kinder dürfen widersprechen
Kinder sollen lernen, dass sie auch Erwachsenen und besonders lieb gewonnen Menschen widersprechen dürfen. Je weniger sie das lernen und erleben, dass es auch okay ist, umso weniger wagen sie, bei sexueller Gewalt NEIN zu sagen. Und das beginnt z. B. schon dann, wenn jemand so in der Tür steht, dass man, um vorbeizukommen, an ihm anstreifen müsste.
Sie sind ein Vorbild für Ihr Kind
Als Elternteil hat man eine wichtige Vorbildfunktion. Bei weiblichen Vorbildern ist es umso schützender, je selbstbewusster diese als Frau auftreten und je deutlicher sie ihre Grenzen ziehen. Männliche Bezugspersonen sollten vermitteln, dass auch Burschen Gefühle zeigen und sich Hilfe holen dürfen.
Seien Sie für Ihr Kind als Ansprechpartner da und akzeptieren Sie auch, wenn Ihr Kind sich eine Vertrauensperson außerhalb der Familie sucht. Wichtig ist, dass das Kind eine Person hat, der er oder sie sich anvertraut. Umso eher wird es sich auch in Gefahrensituationen an jemand wenden.