Eltern sein
17. Okt. 2023
·
6 Minuten Lesezeit

Die Vaterrolle: Was macht einen guten Vater aus?

Geschrieben von:
Martin Trappel
Martin Trappel
Artikelinfo:

Was es bedeutet, ein Vater zu sein, hat sich innerhalb weniger Generationen stark verändert. Wie können Väter gut mit ihrer "neuen" Vaterrolle umgehen, welche Probleme können sie dabei erleben? In diesem Artikel lesen Sie mehr dazu.

Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Es werden andere Ansprüche an Eltern gestellt als noch vor einigen Jahren, auch an Väter. Einerseits können diese Ansprüche von anderen Menschen kommen, andererseits auch von den Vätern selbst.

 

Väter wollen – und sollen – heute vieles: Zeit mit der Familie verbringen, diese bestmöglich finanziell unterstützen, engagiert in der Erziehung und Haushalt sein und ein verlässlicher, liebevoller Partner sein. Beruf, Familie und eigene Bedürfnisse lassen sich im Alltag kaum unter einen Hut bringen, es entsteht Druck und Stress. Väter verbringen dann oft viel Zeit im Beruf. Die Zeit als Familie ist schnell unwiederbringlich verpasst. Dabei tut eine gelungene Vater-Kind-Beziehung den Vätern und den Kindern gut. Ein ganzes Leben lang.

vater sein – ein ganzes leben lang

Wenn sich die Gesellschaft verändert, eröffnen sich dadurch auch Möglichkeiten, das eigene Vatersein aktiv zu gestalten. Dabei sich die Zeit zu nehmen, innezuhalten und zu reflektieren, welche Werte und Vorstellungen man mit dem Vatersein verbindet und wie man diese Vorstellungen in die Realität umsetzen könnte, kann immer wieder hilfreich sein. Nicht jede Tradition muss automatisch übernommen oder aufgegeben werden. Es ist ebenfalls ratsam, sich in der Partnerschaft über diese Gedanken auszutauschen. Die gegenseitige Unterstützung ist wichtig, auch da Väter vielleicht in Aufgabenbereiche vordringen, die traditionell der Mutter zugeschrieben werden und Frauen hier früher Aufgaben übernommen haben, in denen Neu-Väter vielleicht ungeübter sind. Verantwortungen, die traditionell den Vätern zugeschrieben waren, werden neu verteilt.

3 Generationen zusammen Großvater Vater Sohn

Diese Situation kann möglicherweise für beide verunsichernd sein. Väter machen sich manchmal Sorgen, dass sie nicht so gut sind wie die Mutter oder Fehler machen könnten oder haben das Gefühl, dass ihnen Kompetenz abgesprochen wird. Das Streben nach Perfektion ist nicht notwendig. Stattdessen ist es möglich, gemeinsam zu lernen.

ein
glücklicher vater...

Die Glücksforschung hat gezeigt, dass es vor allem langfristige soziale Beziehungen sind, welche Menschen glücklich machen. Es ist weniger Karriere und finanzieller Erfolg, die zur langfristigen Lebenszufriedenheit führen als vielmehr gute Beziehungen zu Familie und Freunden. Trotzdem herrscht die gängige Idee vom Vatersein, die Familie finanziell zu versorgen. Diese Traditionen sitzen tief und werden auch eingefordert, drohende Armut oder finanzieller Abstieg können schwere Verwerfungen und Leid erzeugen. Hier eine Balance zu finden zwischen unbezahlter Familienarbeit und traditioneller Familienversorgung ist nicht immer einfach und betrifft Väter und ganze Familien. Anstelle sich heroisch zu opfern, lohnt es sich vielleicht, daran zu arbeiten, dass Sie als Vater gut mit Ihrer Familie auskommen. Das würde bedeuten, dass Sie ähnliches brauchen wie die anderen in der Familie, nämlich gute Beziehungen. Väter können ein gleichwertiger Teil der Familie sein und stehen nicht außen vor. 

was bei problemen helfen kann

Es ist nicht immer einfach (ein Vater zu sein). Herausforderungen können zuhause, mit den Kindern, in Partnerschaften oder mit der Gesundheit auftreten und diese lassen sich nicht vermeiden. Die entscheidende Frage ist – wie geht man damit um? Wie lösen Väter ihre Probleme?

 

Reflektieren Sie, wie Ihr eigener Vater mit Schwierigkeiten umgegangen ist. Ist dies eine Tradition, die Sie übernehmen möchten oder verändern Sie diese lieber? Der Trend deutet auf eine Veränderung hin: Jüngere Generationen gehen eher zum/zur Arzt/Ärztin, einer Beratungsstelle oder einem/-r Psychotherapeut:in, sprechen mit Freund:innen oder holen sich mehr Rat als früher.

 

Hier gibt es dennoch Entwicklungspotenzial: Oft wird versucht, mit Gewalt, Alkohol, Flucht in die Arbeit mit Problemen umzugehen. Dies verursacht sehr viel Leid. 

Der Schutz vor Gewalt ist eine absolute Priorität. Niemand soll sich in einer gefährlichen Situation befinden müssen. Kontakt- und Betretungsverbote sollen Sicherheit für Kinder und Frauen gewährleisten. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, ihre Wut zu kontrollieren, holen Sie sich sofort professionelle Hilfe. Dies gilt auch für diejenigen, die Opfer von Gewalt sind. Haben Sie gewusst, dass es in den Partnerschaften, in denen der Mann alleine alle wichtigen Entscheidungen trifft, ein deutlich höheres Gewaltrisiko gibt?

 

Hier finden Sie eine Übersicht zu Notfallnummern, an die Sie sich wenden können.

Wie gehen Sie mit Problemen um? Wo gelingt es Ihnen, sich zu öffnen und die Stärke zu finden, sich Hilfe zu holen? Alle Menschen haben Herausforderungen. Holen Sie sich, was Sie wirklich brauchen, um damit langfristig fertig zu werden!

Vater und Tochter haben Spaß gemeinsam in der Küche

anwesenheit

Zerrüttung und Konflikte sind belastend. Hier kann darauf hingearbeitet werden, dass Väter Geborgenheit, Zuneigung und Wohlwollen selbst schaffen und spüren können.

Mit den Kindern spielen oder Aktivitäten mit der Familie können Spaß machen und stärken Bindungen. Sich Zeit für sich selbst und die Familie zu nehmen, lohnt sich, auch wenn der Alltag gerade stressig ist. Vielleicht ist hier Durchsetzungskraft gefragt, wenn Sie weniger Zeit im Beruf und mehr mit den Kindern verbringen möchten.

Eine gute Beziehung zu Menschen, die von Wohlwollen, Zuneigung und Geborgenheit geprägt ist, tut nicht nur Ihren Kindern, sondern auch Ihnen selbst gut. 

umgang mit abwesenheit

Die Abwesenheit von Vätern kann verschiedene Gründe haben und wirkt sich auf Kinder und Eltern aus. Konflikte und Trennungen auf der Paarebene sind einer der Gründe für mangelnden Kontakt zwischen Vätern und ihren Kindern. Fehlende Präsenz des Vaters hat Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Kinder und deren Entwicklung.

 

Deshalb haben Kinder und Eltern gesetzlich das Recht auf Kontakt und Zeit miteinander. Dieses zielt primär darauf ab, vor allem das Wohl der Kinder zu gewährleisten. Das Recht auf gemeinsame Zeit und Kontakt ist unabhängig von finanziellen Angelegenheiten wie Unterhaltszahlungen.

 

Aber durch ein Kontaktrecht darf auch niemals der Gewaltschutz von Kindern und Frauen ausgehöhlt werden.

gemeinsam statt einsam

Tauschen Sie sich mit anderen Vätern ausOffen und wertschätzend mit anderen Vätern zu sprechen, ohne in Konkurrenz zu gehen, kann entlasten. Den perfekten Vater, der allen Ansprüchen genügt, gibt es nicht. Zu sehen, dass nicht nur Sie, sondern auch andere Väter ähnliche Probleme haben, kann schon entlasten und Druck von Ihnen nehmen. Falls Sie das Glück haben, Teil einer großen Familie oder eines starken sozialen Netzwerks, wie zum Beispiel Freundeskreisen oder Vereinen, zu sein, nutzen Sie diese Ressourcen.

 

Letztendlich geht es nicht darum, der perfekte Vater zu sein, sondern gut genug. Darum, eine Atmosphäre mitzutragen, die Geborgenheit, Sicherheit und Liebe innerhalb der Familie ermöglicht. Diese positive Veränderung kann auch die partnerschaftliche Beziehung bereichern und zu einer guten Beziehung beitragen.