Baby & Kleinkind
24. Mai 2022
·
5 Minuten Lesezeit

Was Sie über die Ernährung von Babys wissen sollten (0-6 Monate)

Geschrieben von:
Lisa  Sturm
Lisa Sturm
Artikelinfo:

Worauf sollte man bei der Ernährung des Säuglings im 1. Lebenshalbjahr achten? Die Ernährungswissenschafterin Lisa Sturm gibt als Gastautorin einen Überblick über die Ernährung des Säuglings mit Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung. 

Ernährung des ausschließlich gestillten Säuglings

Stillen ist die natürliche Ernährung für Babys. Stillen bietet viele Vorteile, sowohl für die Mutter als auch für das Baby. Muttermilch ist zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar und hat immer die richtige Temperatur. Stillen fördert unter anderem die Entwicklung einer guten Mutter-Kind-Beziehung. Auch auf die Gesundheit von Mutter und Kind wirkt sich das Stillen positiv aus. Muttermilch enthält alle Nährstoffe in der richtigen Menge und Zusammensetzung und passt sich den Bedürfnissen des Babys während der Entwicklung an.


Wussten Sie, dass sich auch während einer Stillmahlzeit die Zusammensetzung anpasst? Am Anfang ist nur wenig Fett und damit wenig Energie in der Muttermilch. Sie löscht jetzt vor allem den Durst. Zum Ende der Mahlzeit sättigt sie Ihr Baby, weil sie fett- und energiereicher ist.

Im ersten halben Jahr ist Muttermilch die beste Nahrung für Ihr Baby.

Stillen Sie mindestens bis zum Beginn des 5. Monats und spätestens bis Beginn des 7. Monats ausschließlich. Ihr Baby bekommt in dieser Zeit nur Muttermilch und keine anderen Getränke wie Tee, Säfte, Kuhmilch etc.

 

Ihr Baby zeigt Ihnen genau, wann es hungrig ist. Es wird dann z. B. unruhiger, dreht den Kopf hin und her, sucht die Brust, schmatzt und steckt die Hand in den Mund. Legen Sie Ihr Baby an, sobald es die ersten Hungeranzeichen signalisiert. Weinen ist ein spätes Zeichen für Hunger. Die Anzahl der täglichen Stillmahlzeiten und die Dauer einer einzelnen Mahlzeit richten sich nach dem individuellen Bedarf Ihres Babys. Ihre Milchmenge passt sich automatisch dem Bedarf an.

Stillen Sie auch weiter, wenn Ihr Baby mit Beikost beginnt. Das macht die Umstellung auf die neue Nahrung für Ihr Baby einfacher. Nach und nach werden die Breie die Stillmahlzeiten ablösen. Wie lange Sie insgesamt stillen, entscheiden Sie und Ihr Baby selbst.

und wenn es nicht klappt wie geplant?

Klappt es nicht so, wie Sie es sich vorgestellt haben? Haben Sie Fragen oder sind Sie unsicher? Bei Stillproblemen können Hebammen oder Still- und Laktationsberater:innen Unterstützung leisten und stehen mit Rat und Tat zu Seite:

 

Ernährung des Babys, wenn nicht oder nur teilweise gestillt wird

Wenn nicht oder nur teilweise gestillt wird, ist der passende Ersatz für Muttermilch Säuglingsanfangsnahrung. Säuglingsanfangsnahrungen sind zur Fütterung von Geburt an und für das gesamte 1. Lebensjahr geeignet. Säuglingsanfangsnahrung ist im Handel benannt als Pre oder 1, zum Beispiel Pre Anfangsmilch oder Anfangsmilch 1. Marke und Preis haben keinen Einfluss auf die Qualität der Nahrung. Die Zusammensetzung ist gesetzlich streng geregelt.

Schauen Sie auf die Verpackung! Wählen Sie bevorzugt eine Nahrung mit diesen Eigenschaften aus:

  • Zutaten: NUR Laktose

  • Gehalt an Eiweiß: zwischen 1,08 g/100 ml und 1,75 g/100 ml

  • Enthält die mehrfach ungesättigten Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) + ARA (Arachidonsäure)

Sind diese Eigenschaften erfüllt, ist Ihr Kind von Geburt an bis zum ersten Brei mit dieser Säuglingsanfangsnahrung ideal versorgt. In dieser Zeit braucht Ihr Kind keine andere Nahrung.

 

Bieten Sie Ihrem Baby die Nahrung nach Bedarf an. Füttern Sie es, wenn es Zeichen von Hunger zeigt. Bei den auf der Verpackung angegebenen Trinkmengen und Anzahl der Flaschenmahlzeiten pro Tag handelt es sich lediglich um grobe Richtwerte.

 

Von der Verwendung von selbst hergestellten Nahrungen auf Pflanzenbasis oder Tiermilchbasis wird dringend abgeraten.

Vater fuettert Baby ein Flaeschchen mit Saeuglingsanfangsnahrung

 

Ab Beginn der Beikost können Sie Ihrem Kind dieselbe Säuglingsanfangsnahrung füttern wie davor. Folgenahrung darf frühestens ab Beginn des 7. Monats gegeben werden. Diese ist im Handel benannt als 2 oder 3, zum Beispiel Folgemilch 2. Wählen Sie auch hier am besten eine Folgenahrung mit niedrigem Proteingehalt (zwischen 0,96 g/100 ml und 1,54 g/100 ml) und die nur Laktose als Kohlenhydrat enthält. Im Idealfall sind auch DHA (Docosahexaensäure) und ARA (Arachidonsäure) in der Folgenahrung enthalten.

 

Der Wechsel auf Folgenahrung ist allerdings nicht notwendig. Die Trinkmenge wird auch bei Folgennahrung vom Appetit des Babys bestimmt. Ab Beikostbeginn ist die Trinkmenge zusätzlich von der Menge der Beikostmahlzeiten abhängig.

Ein Wechsel auf Folgenahrung ist nicht notwendig.

Für Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko, die nicht oder nicht voll gestillt werden, wird in den ersten 4 Lebensmonaten eine hydrolysierte Säuglingsanfangsnahrung (HA-Nahrung) empfohlen. Das gilt für Säuglinge, deren Eltern oder Geschwister von einer Allergie betroffen sind. Nicht gestillte Kinder ohne familiäre Allergievorbelastung sollten normale Säuglingsanfangsnahrung erhalten. Besprechen Sie die Notwendigkeit am besten mit Ihrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt, bevor Sie eine HA-Nahrung geben.

Dieser Artikel wurde auf Basis der folgenden wissenschaftlichen Literatur erstellt:

 

Sturm L, Bruckmüller M, Klausmann L. Richtig essen von Anfang an! Österreichische Beikostempfehlungen. AGES, Wien; 2022.

Koletzko B, Bauer C-P, Cierpka M, Cremer M, Flothkötter M, Graf C, Heindl I, Hellmers C, Kersting M, Krawinkel M, Przyrembel H, Vetter K, Weißenborn A, Wöckel A. Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen. Monatsschrift Kinderheilkunde. 2016; 164(9):771-798.

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