Schule & Lernen
15. Mai 2023
·
7 Minuten Lesezeit

Schulverweigerung: Mein Kind will nicht in die Schule

Geschrieben von:
Elternseite Team
Elternseite Team
Artikelinfo:

Gelegentliche Unlust auf die Schule ist normal. Was können Hinweise auf ein problematisches Verhalten sein, was steckt hinter Schulverweigerung und wie können Eltern gut reagieren? 

In Österreich gilt eine neunjährige Schulpflicht. Verweigert ein Kind die Schule, geraten viele Eltern ganz schön unter Druck.

 

Manchmal haben Kinder einfach keine Lust in die Schule zu gehen und würden lieber zuhause bleiben. Das geht fast allen Kindern so, zum Beispiel fällt es vielen nach den Ferien schwer, wieder in den Schulalltag hineinzukommen. Eine gelegentliche Unlust ist also nicht ungewöhnlich und kann vorkommen. Schließlich haben Erwachsene auch nicht immer Lust in die Arbeit zu gehen.

Die Grenzen zwischen normal und problematisch sind also wie so oft fließend.

Warnzeichen und hinweise für schulverweigerung

Als Elternteil sollte man aufmerksam werden, wenn sich das eigene Kind regelmäßig oder länger andauernd weigert, die Schule zu besuchen.

 

Meist geschieht eine sogenannte Schulverweigerung nicht plötzlich, sondern schrittweise. Erste Hinweise könnten sein, dass Ihr Kind beispielsweise die Lust am Lernen verliert, es immer öfter das Aufstehen verweigert oder häufig aus der Schule abgeholt werden möchte. Vielleicht fällt Ihnen aber auch auf, dass Ihr Kind das Haus unregelmäßig verlässt, es sich zurückzieht, schlechtere Noten bekommt. Vielleicht wurde Ihnen auch schon gesagt, dass Ihr Kind im Unterricht häufiger stört, zu spät kommt oder fehlt.

mögliche ursachen:

was steckt hinter der schulverweigerung?

Welche ÄngsteBedürfnisse und Gedanken stecken hinter der Schulverweigerung? Die Gründe, warum ein Kind nicht in die Schule mag, können vielfältig sein.

  • Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen     
  • Trennungsängste
  • Der Leistungsdruck in der Schule ist zu hoch
  • Unterforderung
  • Schwierigkeiten mit Lehrpersonen
  • Mobbing
  • Familiäre Veränderungen
  • Psychische Erkrankungen 
Einsamer Teenager sitzt am Straßenrand mit Schulrucksack

Hören Sie Ihrem Kind zu und tauschen Sie sich mit dessen Umfeld aus. Wenden Sie sich hierbei auch an die Lehrpersonen.

Wie Eltern gut reagieren können

Was können Sie nun tun, wenn sich das Verhalten Ihres Kindes ändert, einige der Warnzeichen auftreten oder Ihr Kind den Schulbesuch bereits verweigert? 

Gründe herausfinden
Wenn Sie herausfinden, warum Ihr Kind die Schule verweigert, können Sie ihm besser helfen.

Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen und es zu verstehen. Vermitteln Sie Interesse an Ihrem Kind und womit es sich beschäftigt. Ihr Kind soll spüren: „Ich bin da und unterstütze dich.“ Ermutigen Sie Ihr Kind, die Lösung des Problems gemeinsam anzugehen.

 

Hinterfragen Sie auch eigene Anteile, beispielsweise, ob Sie selbst einen hohen Leistungsdruck machen. Machen Sie Ihrem Kind und sich keine Vorwürfe.

 

Achten Sie neben Veränderungen im Verhalten auch auf körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Magenprobleme oder Schlafstörungen. Sie können mit den Gründen der Schulverweigerung in Zusammenhang stehen. So kann beispielsweise immer wieder auftretendes Bauchweh mit Problemen in der Schule zu tun haben. Sie können beobachten, ob Ihr Kind die Symptome auch an schulfreien Tagen zeigt oder ob die Bauchschmerzen zuhause wie weggeblasen sind. Kinder täuschen die Beschwerden aber in der Regel nicht vor, sondern empfinden sie tatsächlich.

Achten Sie neben Veränderungen im Verhalten auch auf körperliche Symptome. Sie können mit der Schulverweigerung zusammenhängen. 

Das Gespräch suchen 
Sprechen Sie das Thema sensibel an. 

Finden Sie eine geeignete Situation im Alltag und besprechen Sie das Thema möglichst entspannt und unverkrampft. Warten Sie nicht, bis es von selbst auf Sie zukommt. 

 

Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu, damit es sich ernstgenommen fühlt. Bemühen Sie sich aber auch zwischen den Zeilen zu lesen und Signale wahrzunehmen, denn nicht jedes Kind kann über Probleme und Ängste sprechen.

Teilen Sie Ihrem Kind in Ich-Botschaften Ihre Gedanken und Gefühle mit:

 

„Ich bin momentan nicht glücklich damit, so wie es bei uns in der Früh abläuft. Ich komme immer gestresst und zu spät in die Arbeit. Hast du eine Idee, warum es dir so schwer fällt, in die Schule zu gehen?

 

Bedenken Sie, dass sich gerade jüngere Kinder schwer tun, über Gefühle zu sprechen. Hier ist es oft besser, allgemeine Fragen über den Schulalltag zu stellen.

 

„Ich habe das Gefühl, dass du immer dienstags über Bauchschmerzen klagst und nicht in die Schule gehen möchtest. Erzähl mal, was macht ihr denn an diesem Tag? Was gefällt dir gut? Was gefällt dir nicht so gut?

Verlässliche Strukturen schaffen
Stützen Sie Ihr Kind mit Strukturen.

Verlässliche Regeln und Strukturen helfen Heranwachsenden. Starten Sie beispielsweise gemeinsam in den Tag, fragen Sie nach dem Schultag, legen Sie fest, wann Hausübung gemacht wird und wie die Freizeitgestaltung aussieht. Bereiten Sie gemeinsam den nächsten Schultag vor, legen Sie eine altersentsprechende Schlafzeit fest. 

 

Sagen Sie Ihrem Kind deutlich, dass Sie nicht damit einverstanden sind, dass es nicht immer zur Schule geht und dass Schulbesuch Pflicht ist. Vielleicht bringen Sie Ihr Kind selbst zur Schule und vermitteln so auch Interesse.

Kleiner aengstlicher Schuljunge an der Hand seines Vaters
An einem Strang ziehen
Die nachhaltigste Wirkung wird durch Kooperation und Zusammenarbeit erreicht, zuerst einmal mit Ihrem Kind.

Arbeiten Sie auch mit der Schule zusammen und ziehen Sie an einem Strang.

Unterstützung holen
Nehmen Sie Kontakt zur Schule auf.

Versuchen Sie, herauszufinden, wie gut Ihr Kind im Schulalltag eingebunden ist und wie die Schule die Situation einschätzt. Treffen Sie eine Vereinbarung mit den Lehrkräften, indem Sie sich beispielsweise anrufen lassen, wenn Ihr Kind nicht in der Schule ankommt. Machen Sie auch Ihrem Kind deutlich, dass Sie sich mit der Schule austauschen.

 

Vernetzen Sie sich und lassen Sie sich beraten. Sprechen Sie mit der Schule über die Situation und erarbeiten Sie Unterstützungsmaßnahmen. Die meisten Schulen haben dafür speziell geschultes Personal vor Ort und können professionelle Unterstützung anbieten. Fragen Sie nach! 

  • Wenn sich das Kind jedoch auf Dauer heftig gegen die Schule wehrt oder gar nicht mehr in die Schule gehen möchte, sollte gegebenenfalls zusätzliche psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden. 
Druck herausnehmen und Selbstwertgefühl stärken

In belastenden Situationen ist es hilfreich, den Druck rauszunehmen.

Beharren Sie nicht auf Top-Schulleistungen und schnelle Lösungen. Gehen Sie schrittweise vor.

 

Wenn Ihr Kind nicht mehr in die Schule gehen möchte, hat es dabei eine schwere Zeit. Heben Sie hervor, was es besonders gut kann und was Sie toll finden.

 

Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es geliebt wird und feiern Sie kleine Erfolge

online Video-beratung

Wenn Sie noch Fragen haben oder Ihre persönliche Situation besprechen wollen: Melden Sie sich bei uns! Ein Gespräch bringt Entlastung.