Hatespeech: Was Eltern über Hass im Netz wissen müssen
Was bedeutet Hate Speech?
Unter Hate Speech versteht man das Herabwürdigen oder Beschimpfen von Personen, das online stattfindet. Manchmal wird dafür ein Merkmal benutzt, wie das Geschlecht, Alter oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Auslöser für Hate Speech muss aber kein klassisches Merkmal von Diskriminierung sein, es können auch ganz willkürliche Dinge sein, wie z.B. eine rote Hose.
Gut zu wissen: Der Unterschied zu Cybermobbing ist, dass dabei eine Person gezielt fertiggemacht wird. Im Gegensatz dazu ist Hate-Speech auf keine bestimmte Person gerichtet.
Den Täter*innen ist es relativ gleichgültig, welche Personen von ihren Hassreden betroffen sind. Das Opfer ist gar nicht Teil ihrer Überlegung, sondern ihnen ganz egal. Es geht den Täter*innen eher darum, eigene Aggressionen abzubauen und schlechte Gefühle loszuwerden. Dahinter steht auch die mangelnde Fähigkeit, mit eigenen Gefühlen umzugehen. Die Durchsicht von Hater-Profilen hat gezeigt, dass es sich dabei oft um sehr junge Kinder handelt, die noch wenig Erfahrung haben und kaum Empathie für andere entwickelt haben. Oder um Jugendliche, denen die Gefühle anderer egal sind. Sie denken nicht darüber nach wie es der betroffenen Person gehen könnte und machen sich nicht bewusst, dass sich hinter dem jeweiligen Profil eine reale Person verbirgt.
Wo findet Hate Speech statt?
Hate Speech passiert im Internet und kann überall dort stattfinden, wo Personen aufeinandertreffen. Auf Gamingplattformen wie Twitch oder bei Jugendlichen beliebten sozialen Netzwerken wie Tiktok können Kinder und Jugendliche mit Hate Speech konfrontiert werden.
Wer ist von Hate Speech betroffen?
Hate Speech kann grundsätzlich jede/-n treffen, weil die Auswahl der Opfer oft sehr willkürlich ist. Mädchen sind weit mehr von Hate Speech betroffen (Allerdings sind möglicherweise auch die Täter*innen öfter weiblich). So wird zum Beispiel Mädchen bei Computerspielen jegliche Kompetenz abgesprochen. Viele Spielerinnen sehen sich gezwungen, unter einem männlichen Namen zu spielen, um sich zu schützen.
Weitere von Hate Speech betroffene Gruppen:
Alle Personen, die einer sexuellen Minderheit angehören, sind stark betroffen.
Auch antisemitische Hate Speech wird aktuell vermehrt registriert.
Wie können Eltern ihre Kinder auf Hass in Gamingplattformen etc. vorbereiten?
Grundsätzlich ist es immer wichtig mit dem eigenen Kind eine gute Gesprächsbasis zu haben. Wenn diese gut ist, ist auch die Chance höher, dass ihr Kind Ihnen von negativen Erfahrungen berichtet. Eltern sollten ihre Kinder darüber aufklären, dass Hass im Netz vorkommt und deutlich machen, dass es wichtig ist, darauf zu reagieren. Als Elternteil kann man sein Kind auch ermutigen, dass es sich mit anderen Kindern zusammentut. Mit Freund*innen gemeinsam ist es eher möglich, sich gegen Hass im Netz zur Wehr zu setzen.
ONLINE IST TROTZDEM SUPER
Ein anderer wichtiger Aspekt ist hier auch, dass Jugendliche wegen Hass im Netz nicht aufhören sollten das Internet nach ihren Wünschen zu nutzen. Digitale Medien und Gaming können viel Spaß machen, es wäre schade, sich diesen nehmen zu lassen. Gerade Mädchen sollten ermutigt werden, trotzdem weiterzuspielen. Hier kann es helfen, Burschen zu ermutigen für Mädchen einzutreten.
Man kann auch mit der Erklärung unterstützen, dass die Täter*innen oft aufgrund eines geringen eigenen Selbstbewusstseins andere heruntermachen. Das ist natürlich nicht ok, hilft aber bei der Einordnung der Vorfälle.
Was können Eltern tun, wenn ihre Kinder von Hate Speech betroffen sind?
Die wichtigste Gegenmaßnahme gegen Hass ist: melden. Hass im Netz ist gegen das Gesetz. Viele wissen gar nicht, dass es ein Gesetz gegen Hass im Netz gibt. Tatsächlich wurde das Kommunikationsplattformen-Gesetz ganz gezielt gegen Hass im Netz geschaffen. Es fordert Anbieter von sozialen Netzwerken zu einer schnellen Reaktion gegen Hass im Netz auf. Auf Plattformen wie Facebook gibt es die Möglichkeit, Inhalte zu melden. Eltern sollten ihre Kinder unterstützen, eine solche Meldung vorzunehmen.
Bei Safer Internet finden Sie dazu eine Anleitung.
Gut zu wissen: Ist Ihr Kind oder eine Person der Sie helfen möchten, von Hass im Netz betroffen, können Sie sich auch Hilfe bei ZARA Zivilcourage holen.
Wichtig: Oft hat man das Gefühl, dass die Maßnahmen nichts bringen. Langfristig kann sich aber nur etwas ändern, wenn die Plattformen gemeldet bekommen, wenn Hass im Netz passiert. Nur so werden Plattformen darauf aufmerksam und können etwas dagegen tun.
Unterstützen Sie Ihr Kind auch emotional. Fragen Sie, was Ihr Kind braucht! Sie können auch besprechen, ob es sich Freund*innen anvertrauen kann, um sich zusammenzuschließen und sich gegen Hass im Netz gemeinsam auszusprechen. Für manche Betroffene kann es hilfreich sein, wenn andere Personen für sie eintreten oder wenn ein/e Freund*in den Account überwacht und Beschimpfungen löscht (bevor das Opfer diese sieht).
Tipp:
Machen Sie sich selbst sowie auch Ihrem Kind bewusst: Eine Hate Speech hat nichts mit der betroffenen Person an sich zu tun! Es geht den Täter*innen eher darum, eigene Aggressionen abzubauen und eigene schlechte Gefühle loszuwerden. Sich dafür eine dicke Haut zuzulegen schadet jedenfalls nicht.
HAben Sie noch fragen?
Unsere Expert*innen sind für Sie da und nehmen sich Zeit für Ihre individuelle Situation. Vereinbaren Sie jetzt gleich einen Gesprächstermin über unseren Online-Kalender.
War dieser Artikel hilfreich?
Jeder Artikel auf der Elternseite ist das Ergebnis von sorgfältiger Recherche und Aufbereitung. Die Qualität aller Inhalte steht für uns im Fokus, verursacht aber natürlich auch hohen Aufwand und Kosten. Rat auf Draht ist großteils spendenfinanziert – wir freuen uns daher, wenn Sie unsere Arbeit mit einem Beitrag unterstützen möchten. Vielen Dank!